Beleuchtung nach Bedarf zum Schutz von Fledermäusen
Radfahrende brauchen Licht, Fledermäuse die Dunkelheit – ein bedarfsabhängiges Beleuchtungskonzept, das Fahrradwege nur bei Anwesenheit von Radlern beleuchtet, kann dabei helfen. Dies ist das Ergebnis des kürzlich abgeschlossenen, im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND mit insgesamt 100.000 Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) geförderten Projekts „FLEdermausfreundliches adaptives BEleuchtungskonzept für FAhrradwege“ (FLEBEFA). Ein Modellversuch in der Stadt Münster zeigt, dass insbesondere in der ersten Nachthälfte künstliches Licht und damit Störungen für Fledermäuse vermieden werden können.

Regionale Fahrradwege außerhalb größerer Siedlungen gewinnen für eine umweltschonende Mobilität immer stärker an Bedeutung. Außerhalb des Siedlungsbereichs führen Radwege jedoch oft durch Gebiete, die bei Nacht bisher unbeleuchtet sind, weil künstliches Licht an solchen Standorten Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum stört. Die nächtliche Beleuchtung der Radwege würde die Sicherheit der Radfahrenden erhöhen, zugleich jedoch geschützte und lichtsensible Fledermausarten stören. Eine Lösung, die beiden Bedürfnissen Rechnung tragen kann, wären bedarfsabhängige Beleuchtungen, die sich nur für die Dauer der Anwesenheit von Radfahrenden anschalten.
Modellversuch in Münster
Ein solches Konzept haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) nun in einem Modellversuch der Stadtregion Münster untersucht. Für ihre Untersuchungen nahmen sie einen Teil einer neu errichteten, 27 Kilometer langen Radroute mit bedarfsabhängiger Beleuchtung unter die Lupe.
Sie rekonstruierten mithilfe synchronisierter Wärmebildkameras Bewegungspfade von Fledermäusen in der Nähe von Straßenlaternen, maßen exakte Leuchtdichte, Beleuchtungsverteilung und spektrale Verteilung des Lichts der Laternen. Zusätzlich erfassten sie die Fledermausaktivität im Verhältnis zum bedarfsabhängigen Lichtmanagement mithilfe automatischer akustischer Detektoren. „Wir können auf diese Weise zuverlässig erkennen, welche Fledermäuse welches Verhalten in Abhängigkeit der Beleuchtungssituation zeigen“, sagt PD Dr. Christian Voigt, Leiter der Abteilung Evolutionäre Ökologie und Projektleiter am Leibniz-IZW.
Dabei wurde deutlich, dass Fledermäuse die Umgebung des Radwegs in jenen Zeiten mieden, in denen die Laternen tatsächlich eingeschaltet waren. Dabei unterschieden sich Fledermäuse unterschiedlicher funktioneller Gruppen, sogenannter Nahrungsgilden, in ihrem Aktivitätsmuster und somit auch in ihrer Reaktion. Fledermäuse, die besonders häufig an Waldrändern nach Insekten jagen, tolerierten das künstliche Licht in den Abend- und Morgenstunden, mieden jedoch die Lampen in der Nachtmitte; obwohl die Lampen dann nur selten angeschaltet waren. Die lokal seltenere Gruppe der Offenraumjäger und Waldspezialisten zeigten dagegen erst in den späteren Nachtstunden ein ausgeprägtes Meideverhalten gegenüber dem künstlichen Licht.
Bedarfsabhängiges Lichtmanagement kann Störungen für Fledermäuse reduzieren
Aus den statistischen Auswertungen geht hervor, dass das bedarfsabhängige Lichtmanagement Störungen für Fledermäuse reduzieren kann, so das Fazit des Teams. Die Laternen waren, je nach Nutzungsintensität durch Radfahrer, zwischen 5 und 70 Prozent der Zeit eingeschaltet. „Das ist ein deutlicher Gewinn, besonders für die Waldspezialisten, die die ganze Nacht über gleichbleibend aktiv sind“, so Voigt. „Zugleich wird deutlich, dass dies nur ein Teilerfolg für die Fledermäuse ist, da in wichtigen Randzeiten der Nacht die Laternen zu nahezu drei Viertel der Zeit leuchteten.“ Eventuell ließe sich dies durch kürzere Intervallzeiten der Beleuchtung noch reduzieren, so das Team. Die Vermeidung von künstlichem Licht – also nur dort beleuchten, wo tatsächlich dringender Bedarf besteht – gelte noch immer als die erste Priorität bei der Planung von Beleuchtung innerhalb und außerhalb von Siedlungen.