Innenarchitektur und Licht verschmelzen
Beim Schlendern durch Hamburgs HafenCity bleibt dem geübten Auge die Vielzahl an Elementfassaden, mit der sich die meisten blank geputzten Neubauten gegenüber dem historischen Bestand aus Backstein hervorheben, nicht verborgen. 77 Neubauprojekte wurden inzwischen vollendet und 63 Vorhaben befinden sich derzeit noch im Bau oder in der Planung.
Zwei Drittel der bislang fertiggestellten Gebäude wurden mit Schüco-Systemtechnik realisiert. So auch das neue Ensemble der Hamburger Architekten Störmer Murphy and Partners an einem wunderbaren Standort direkt an der Elbe. Das »Intelligent Quarters« im Elbtorquartier, einem von insgesamt zehn Quartieren der HafenCity, umfasst ein Gebäude zum Wohnen und zwei Bürotürme mit Ausblicken in den Baaken- und den Magdeburger Hafen.
Verbindendes Element der drei freistehenden, völlig unterschiedlichen Baukörper ist ein gemeinsames Fassadenmaterial aus weiß glasierten Keramikelementen in vielerlei Größen, die in der Schüco -Elementfassade für die opaken Flächen zum Einsatz kommen und für ein eigenständiges, helles Erscheinungsbild sorgen.
360°-Panoramablick für Besucher und Mitarbeiter
Im Zentrum des »Intelligent Quarters«, dessen Namensgebung von der benachbarten Universität rührt, erhebt sich der Watermark Tower mit 18 Geschossen 70 Meter in die Höhe und markiert damit das höchste Gebäude in dem international bekannten Stadtentwicklungsvorhaben HafenCity. Für Schüco bot sich der Standort zur Etablierung einer neuen Niederlassung geradezu an. Denn wo sonst könnte das Bielefelder Unternehmen derart viele realisierte Anwendungen gleichsam in einer Freiraum-Ausstellung zeigen wie dort?
Auch die Option, Büroräume und Ausstellungsfläche im 16. Geschoss mit 360°-Panoramablick einzurichten, war verlockend. Ende 2019 wurde die neue und damit insgesamt siebte nationale Niederlassung des Unternehmens fertiggestellt. So einzigartig wie der Standort ist auch das Konzept, denn auf den 752 Quadratmetern Showroom-Fläche vereinte Architekt Ulrich Hahnefeld von SHE Architekten schlüssig die unterschiedlichsten Funktionen wie Ausstellungs- und Eventfläche, Co-Working-Bereich und Espresso-Lounge. Den Bürotrakt mit klassischen und informellen Arbeitsplätzen, einem Besprechungs- und einem Pausenraum trennt eine in warmem hellem Holz gehaltene Rezeption dezent von dem halböffentlichen Segment.
Einladend, aber nicht ablenkend
Wer könnte es dem geneigten Besucher verübeln, dass sein Auge bei Betreten des Showrooms zunächst in die Weiten der Umgebung hinausschweift? Man kann gar nicht umhin, sich unmittelbar den umlaufenden, fast raumhohen Fenstern zu nähern, um den überwältigenden Blick auf die nahe gelegene Elbphilharmonie und die Speicherstadt im Westen, die Binnen- und die Außenalster im Norden sowie das gesamte Hamburg-Panorama zu genießen. Diesen Effekt, der sofort für gute Stimmung sorgt, wollten die Planer keineswegs mindern und strukturierten die Fläche entsprechend.
Der multifunktional genutzte zentrale Bereich erlaubt Sichtbezüge in den Außenraum, die weder durch hohe Möblierungsgegenstände noch durch Deckenaufbauten gestört werden. Anstelle von Musterpräsentationen wurde ein großer Teil aller Produkte in Innenwänden und in zwei im Auftaktbereich befindlichen mobilen Ausstellungsboxen nach einem Entwurf des Architekten verbaut. Mit seinem reduzierten Materialeinsatz und seinen zarten Farben wirkt der Showroom außergewöhnlich dezent.
Der graue Anstrich der vollkommen ruhigen Decke stellt das Pendant zu dem mineralischen Industrie-Estrich-Boden. Während eine Wand aus Aluminium-Elementen die Kühle des Raums unterstreicht, wird diese von warmen Holzeinbauten in Form von maßgefertigten Einbau-Sitzbänken, welche die Fenster umlaufend begleiten, neutralisiert. So konnte ein Raum entstehen, der einladend aber nicht ablenkend ist.
Licht statt Leuchten
Das Beleuchtungskonzept von Schlotfeldt Licht folgt vollkommen dem innenarchitektonischen Konzept und der Devise des eigenen Planungsbüros, nicht Leuchten, sondern Lichteffekte sichtbar zu machen. Mit »Laser Blade XS-Downlights« von iGuzzini lässt sich solch ein Anspruch dank ihrer miniaturisierten Formgebung und ihrer nicht sichtbaren Lichtquelle professionell realisieren. Nur das Licht selbst wird vom Auge in Form von Reflexionen am Boden wahrgenommen.
In enger Abstimmung mit dem Deckenbauer konnten die Downlights, die mit Floodund Spot-Optiken für die Grundbeleuchtung sorgen, unmerklich in das akustisch wirksam abgehängte Streckmetalldeckensegment integriert werden. Zur Erhaltung der vollen Flexibilität der multifunktionalen Mittelzone verzichteten die Lichtplaner auf Interventionen an der Decke.
Der Zentralbereich erhält sein Licht im Bedarfsfall ausschließlich aus einzeln ansteuerbaren Strahlern, die an den Stirnseiten der Streckmetalldecke und in den Fensterbereichen montiert sind. In den Bürofluren und im Besprechungsraum setzt sich das Konzept unsichtbarer Lichtquellen mit »Laser Blade«-Deckenaufbauleuchten mit Flood-Optik und dem modularen Profilleuchtensystem »iN30 High Contrast« fort.
Zusätzlich zu der Arbeitsplatzbeleuchtung mit »iPlan«-Stehleuchten von iGuzzini gibt es in den zu den Fluren mit transparenten Glastrennwänden abgeschirmten Büros einen speziellen Beleuchtungseffekt. Dort werden die akustisch wirksamen Vorhänge, die bei Diskretionsbedarf Sichtschutz bieten, von flexiblen »Underscore InOut«-Lichtbändern hinterleuchtet. Sie folgen exakt den lateralen Radien, die Ulrich Hahnefeld für die Räume konzipiert hat. Mittels der Hinterleuchtung erhalten die Büros eine schöne atmosphärische Stimmung.
Weitere Informationen: Bauherr: Schüco International, Bielefeld, www.schueco.com
Architekt Hochbau: Störmer Murphy and Partners, Hamburg, www.stoermer-partner.de
Architekt Schüco: SHE Architekten, Hamburg, www.she-architekten.com
Lichtplanung: Schlotfeldt Licht, Hamburg, www.schlotfeldtlicht.de
Leuchten: iGuzzini Illuminazione Deutschland, Planegg, www.iguzzini.de
Text: Petra Lasar
Fotos: Lukas Palik