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13. Juli 2020

Oscar-Niemeyer-Sphere in Leipzig öffnet

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Licht Kunst Licht plante das Lichtkonzept für die Oscar-Niemeyer-Sphäre in Leipzig. (Foto: Konstantin Klaas)

Die nach ihrem Verfasser benannte Oscar-Niemeyer-Sphere scheint vom Himmel gefallen und zufällig auf der Ecke des Alten Kesselhauses der Kirow-Werke in der Leipziger Spinnereistraße gelandet zu sein. Überirdisch wirkt die weiß-schwarze Kugel mit der Perfektion ihrer Form und Oberflächen, mit ihrer unwahrscheinlichen Statik und der stolzen Kompromisslosigkeit, die sich nicht erklären muss. Doch hinter der 20 Zentimeter dicken Schale aus makellosem Weißbeton stehen schöne und menschliche Geschichten.

Zum Beispiel die des jungen Düsseldorfers Ludwig Koehne, der 1994 einen maroden Ost-Betrieb für eine D-Mark kauft und nun mit 500 Mitarbeitern die ganze Welt mit seinen Spezialkränen beliefert. Oder die Geschichte des gleichen Mannes, der 17 Jahre später einen Brief an den 104-jährigen Oscar Niemeyer schreibt, ihm berichtet, wie gut ihm seine Bauten in Brasilia, aber ganz besonders das Haus für den Fotografen Florio Puenter in St. Moritz gefallen haben, und ihm den Auftrag für einen Speise- und Tanzsaal auf dem Dach seines Kantinengebäudes anbietet. Eine traurige Wendung nahm die Geschichte, als Niemeyer bereits ein Jahr später im Dezember 2012 starb, doch sein Werk wurde posthum von Jair Valera, seiner rechten Hand des Büros in Rio de Janeiro und Harald Kern, dem lokalen Architekten in Leipzig umgesetzt.

[media type="image" id="6031" link="" caption=""] Zwei organisch geformte Ausschnitte öffnen die Betonhülle, geschlossen werden sie mit 147 dreieckige Scheiben aus Liquid-Crystal-Glas, die sich der Sonneneinstrahlung entsprechend zur Verschattung schwarz färben lassen. (Foto: Margaret Hoppe)

Obwohl die Kugel vorgibt in acht Metern Höhe nur zufällig auf der Ecke der fast 100 Jahre alten Backsteinhalle zu sitzen, ruht sie auf einem ziegelfarbenen Betonschaft, der bündig an den Gebäudekopf gesetzt wurde. Zwei organisch geformte Ausschnitte öffnen die perfekte Betonhülle, geschlossen werden sie mit einem geodätischen Stahlmaßwerk, dessen 147 dreieckige Scheiben aus Liquid-Crystal-Glas sich der Sonneneinstrahlung entsprechend zur Verschattung schwarz färben lassen.

Die Skulptur hat ein hochfunktionales Innenleben, wobei auch das Niemeyers Handschrift trägt: Im Boden der Kugel verbirgt sich die Haustechnik, darüber die Bar mit roter Rückwand und auf Äquatorebene schließlich die Lounge und Restaurant, in der der Architekt mit einer wandfüllenden, auf Azulejos gebrannten Strandskizze präsent ist.

Doch erst mit dem Licht wird ein Niemeyer wirklich zum Niemeyer. Das Lichtplanungsbüro Licht Kunst Licht AG mit Sitz in Bonn, Berlin und Barcelona zeichnet die außergewöhnlichen Volumina im Inneren der Kugel nach, setzt die Rundungen in Szene und verleiht dem Beton die für den Architekten typische Leichtigkeit. Gleichzeitig schafft sie die richtige Atmosphäre zum Genießen und Erleben dieses außergewöhnlichen Ambientes. Insbesondere nachts, wenn auf den Dächern montierte Spezialleuchten die Umgebung ausblenden und die Kugel im dunklen Nichts schweben lassen, ist die Illusion perfekt.

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