Struktur & Orientierung
Kapitel 1
Flexible Räume und schnelle Wege durchs Gebäude
Die Minerva plc als Immobilienentwickler des St Botolphs Building verfolgte die Intention, ein Gebäude herausragender architektonischer Qualität mit extrem flexiblen Nutzungsoptionen zu errichten. Am Eingang zur Londoner City, unweit des Lloyd Building und der geschäftigen Liverpool Street sollte der Bau den Charakter einer Landmark entfalten. Grimshaw Architects haben diese Anforderungen mit einem Gebäude beantwortet, das von unterschiedlichen Bürokonfigurationen bis zu Einzelhandelsflächen diverse Funktionsbereiche bietet, die perspektivisch auch veränderten Nutzungen angepasst werden können. Angesichts der ausgedehnten Dimensionen und der zahlreichen Menschen, die in dem Gebäude arbeiten, widmeten die Architekten den Verkehrswegen besondere Aufmerksamkeit. Seinen Ausdruck findet dies in zwei großzügigen Eingangszonen mit Rezeption, ausgedehnten Empfangsbereichen auf den einzelnen Etagen und der Tatsache, dass die Liftanlage auf die Twin-Technologie setzt. Im Atrium sorgen 16 Fahrstühle unabhängig voneinander für den schnellen Transfer der Mitarbeiter durch das Gebäude. Große Lift-Lobbies und die Erschließung der Gebäudestruktur über Brücken sorgen außerdem dafür, dass es kein Gedränge gibt.
Einfache Orientierung und lichte Raumeindrücke
Bei der Planung der Beleuchtung für die Verkehrswege und öffentlichen Bereiche des St Botolphs Building sah sich das Büro Speirs + Major vor diesem Hintergrund vorrangig mit zwei Herausforderungen konfrontiert: Zum einen musste das Lichtkonzept die Orientierung der Nutzer fördern, zum anderen durften die ausgedehnten Volumen des Atriums, der Lobbies und der Rezeptionen auf den Etagen nicht höhlenartig und dunkel wirken.
Um diese Ziele zu erreichen, kommen verschiedene Lichtinstrumentarien zum Einsatz, die in der Summe einen konsistenten Weg vom Gebäudezugang bis zu den einzelnen Empfangsbereichen auf den Etagen nachzeichnen. So zieht zum Beispiel der zentrale Empfangstresen im Erdgeschoss durch seine helle, kaltweiße Beleuchtung mit Spotlights die Aufmerksamkeit der Besucher bereits auf sich, wenn sie das Gebäude durch die Drehtüren betreten. Einen Kontrapunkt dazu setzt die warmweiße Allgemeinbeleuchtung mit Downlights. Indirektes Licht blendet die Lift-Lobbies und Brücken ein, um eine visuelle Verbindung zu den gläsernen Fahrstuhlschächten herzustellen und die Trägerstruktur des Atriumdachs wird angestrahlt, damit der leichte und luftige Eindruck auch dann erhalten bleibt, wenn die Beleuchtung in den angrenzenden Büros ausgeschaltet ist.
LED-basierte Sonderlösung für die Wände
Zentrale, weil raumbildende Funktion in dem Konzept übernimmt die Einblendung der vertikalen Flächen entlang der teils drei Geschosse übergreifenden Verkehrszonen im Atrium. In enger Kooperation mit den Architekten haben die Lichtplaner dafür eine Sonderlösung realisiert. Gestalterische Idee war, die Wände mit Licht zu »verkleiden«. So können sie als Wegweiser dienen und die Raumstrukturen sind leichter erfassbar.
Statt die Wände einfach mit Licht zu fluten, entschieden sich die Planer, Wandpaneele mit einer besonderen Oberflächentextur zu installieren und diese mit LED-Sonderleuchten beleuchten. Um einen absolut homogenen Eindruck zu generieren, war bei der LED-Auswahl große Sorgfalt gefragt. Speirs + Major setzte deshalb auf die LED-Kompetenz von acdc. In enger Kooperation wurden die Optiken der Leuchten optimiert, um die gewünschte Abstrahlcharakteristik für die vertikale Beleuchtung der Paneele von oben und unten zu erzielen. Angesichts der direkten Nachbarschaft der Leuchten musste außerdem den spektralen Toleranzen der LEDs große Sorgfalt zukommen. Der Entwicklungsprozess nahm mehrere Monate in Anspruch und fand teils in der Entwicklungsabteilung von acdc, teils anhand einer direkten Bemusterung vor Ort statt.
Andrew Howis, Associate Director bei Speirs + Major, erklärt dazu: »Bei unseren Probeaufbauten mit weißen LEDs mussten wir sichtbare Farbabweichungen konstatieren, die auf Differenzen in den Phosphor-Layern der LED-Chips zurück gingen. Die engabstrahlende Linse, die wir vor die LEDs setzten, haben diese Effekte noch verschärft. Der zweistufige Binning-Prozess von acdc spielte deshalb eine Schlüsselrolle, um die Wandverkleidungen gleichmäßig und absolut farbkonsistent auszuleuchten.«
Im St Botolphs Building kommen nun insgesamt 2500 der von acdc projektspezifisch entwickelten LED-Leuchten, bestückt mit LEDs von Cree, zum Einsatz. Sie beleuchten auf 8km die vertikalen Paneele, die nicht nur an den Wänden, sondern auch entlang der Balustraden für einen spektakulären visuellen Eindruck im Atrium sorgen.
Bauherr: Minerva plc, London, www.minervaproperty.com
Architekt: Grimshaw Architecs, London, http://grimshaw-architects.com
Lichtplanung: Andrew Howis, Mark Major, Chih-Chieh Hwang, Benz Roos, Major Scheme Associates, London, www.speirsandmajor.com
LED-Sonderleuchten: acdc lighting, Barrowford (UK), www.acdclighting.co.uk
LEDs: Cree Inc., Durham, North Carolina (USA), www.cree.com
Weitere Leuchten: Erco, www.erco.com | Zumtobel, www.zumtobel.com
Fotos: James Newton, www.jnphotographs.co.uk