Zeitlose Kunst in modernem Licht
In Museen und Ausstellungen muss die Beleuchtung die Exponate eindrucksvoll zur Geltung bringen, ohne jedoch ihre Lebensdauer zu verkürzen. Zudem motivieren strikte Nachhaltigkeitsstandards die Betreiber von Kulturstätten zur Modernisierung ihrer Beleuchtung – damit sich auch viele künftige Generationen an Kunst und Kultur erfreuen.
Der Brauch, Kunstwerke und Antiquitäten in der Öffentlichkeit auszustellen, ist so alt wie die menschliche Zivilisation selbst. Bereits um 530 v. Christus kuratierte und präsentierte die babylonische Königstochter Ennigaldi im babylonischen Ur, der ersten dokumentierten Stadt, Jahrhunderte alte Ausstellungsstücke. Diese waren fein säuberlich aufgereiht, mit Beschriftungen versehen und durch Ölflammen akzentuiert. Inzwischen ist die Öllampe der LED gewichen, doch das Prinzip der Ausleuchtung hat sich über die Jahrtausende wenig verändert. »Bereits in der Antike, auch in römischer Zeit, gab es ein tiefes Verständnis davon, wie Licht ästhetisch und emotional auf uns Menschen einwirkt, indem es die Dinge zur Erscheinung bringt«, betont Prof. Dr. Ruth Bielfeldt (LMU), Leiterin des Forschungsprojekts und der Ausstellung »Neues Licht aus Pompeji« in den Staatlichen Antikensammlungen in München, die am 8. November 2022 eröffnet wird. Sie führt weiter aus: »Hightech-Lösungen heute machen ein einmaliges Verstehen und Erleben antiker Inszenierungskultur möglich – und eröffnen uns damit einen neuen Blick auf uns selbst.«
Licht aus Pompeji – Workshop und Führungen während der LICHTWOCHE München
Antike und moderne Lichtkunst treffen in der Ausstellung »Neues Licht aus Pompeji« unter der Leitung von Prof. Dr. Ruth Bielfeldt (LMU) aufeinander. Zwischen dem 9. November 2022 und dem 2. April 2023 können Besucher der Staatlichen Antikensammlungen in München auf 500 Quadratmetern rund 180 Lampen, Kandelaber, Statuen und Tintinnabula aus Pompeji und Herculaneum bestaunen und am Ende einen römischen Gelageraum virtuell selbst ausleuchten. Ein Hightech-Beleuchtungskonzept von Zumtobel sorgt dabei für ein ganz neues Lichterlebnis. Am 10. November haben Besucher im Rahmen der LICHTWOCHE München die Möglichkeit, sich für den Workshop »Nachts im Museum – Kunst selbst beleuchten« anzumelden. Exklusive Führungen mit Prof. Dr. Ruth Bielfeldt durch die Ausstellung finden am 9. November und 10. November während der LICHTWOCHE München statt. Weitere Infos und Anmeldungen ausschließlich unter www.lichtwoche-muenchen.de
Noch heute setzen viele Museen und Kunstgalerien auf Tageslichtdecken und lenken mit Spotlights die Blicke der Besucher auf besondere Details der Exponate. Als State-of-the-art gilt aktuell eine gleichmäßige, flächige und leicht kontrastierte Beleuchtung, fokussiert auf das Kunstwerk. So kommt das feine Licht- und Schattenspiel in einem Gemälde authentisch zur Geltung.
Weiterentwickelt hat sich nicht nur die verfügbare Lichttechnologie, sondern auch die Anforderung an Museen, Galerien und andere Kultureinrichtungen. So fordert der Trend zu Wechselausstellungen große Flexibilität auch bei der Beleuchtung, um die passende Atmosphäre für die unterschiedlichen Kunstwerke zu kreieren. Mehr denn je sind Kultureinrichtungen zudem als Eventlocations gefragt. Folglich muss die Beleuchtung ohne kostenaufwändige Umbauten ein immer breiteres Spektrum an Anlässen und Stimmungen abdecken. Insbesondere in Museen und Ausstellungen sind Entscheidungen rund um das Licht ein Drahtseilakt zwischen optimalem Effekt und der bestmöglichen Konservierung der lichtempfindlichen Kunstwerke. Durch den Digitalisierungstrend entstehen auch in Kunst- und Kultureinrichtungen neue Tools, um das Erlebnis der Besucher durch digitale Services anzureichern. Und spätestens mit der »Single Lighting Regulation« aus dem Jahr 2008 sind Betreiber von Gebäuden für Kunst und Kultur angehalten, ihre bewährten Lichtsysteme durch energieeffiziente Upgrades auszutauschen.
Green Deal für Kunst und Kultur
Viele Betreiber von Kultureinrichtungen nutzen ihre altgedienten Halogenlampen und Leuchtstoffröhren solange, wie diese funktionieren und Ersatz im Lager liegt. Ab Herbst 2023 sind Halogenleuchten jedoch nicht mehr im Handel erhältlich. Spätestens jetzt wird die »LEDifikation« vom vielversprechenden Trend zu einer praktischen Notwendigkeit. Durch ein Upgrade auf energieeffiziente Beleuchtungslösungen lässt sich die ästhetische Wirkung optimieren – bei gleichzeitig verringerten Kosten und CO2-Emissionen. Besonders wichtig für Museen: Dank sachgemäßer Verschattung des Tageslichts und genau dosierter Lichteinwirkung wird die schädigende Wirkung von UV- und Infrarotlicht auf die Exponate minimiert. Außerdem profitieren Betreiber von Kultureinrichtungen von den Förderungen, mit denen der Green Deal die energetische Sanierung von öffentlichen Gebäuden honoriert.
Neben der reinen Stromanschlussleistung verbrauchen veraltete Leuchten auch indirekt Energie, da sie proportional zu ihrer Leistung Wärme in den Raum abstrahlen. Diese Wärme muss durch zusätzliche Klimatisierung kompensiert werden, um eine optimale Temperatur für Besucher und Kunstwerke sicherzustellen. Dieser Faktor ist nicht zu unterschätzen, zumal Anlagen für Heizung, Lüftung und Kühlung im Schnitt 50 Prozent des Energieverbrauchs in einem öffentlichen Gebäude ausmachen.
Ein gelungenes Beispiel dafür, wie schnell sich eine nachhaltige Modernisierung rentiert, ist die Kunstsammlung NRW. Hier wurden im Jahr 2022 unter anderem die Klimaanlage sowie die Beleuchtung energetisch saniert. Mit der lichttechnischen Ausführung war Zumtobel beauftragt. In einer Reihe prominenter Projekte im Bereich Kunst und Kultur – vom Louvre in Abu Dhabi über die Elbphilharmonie bis hin zum Schloss Neuschwanstein hat das Unternehmen seine technische Expertise und sein profundes Verständnis für die ästhetischen Besonderheiten von Kulturstätten unter Beweis gestellt. In der Kunstsammlung NRW hat Zumtobel die Tageslichtdecke geschlossen und durch eine Kunstlichtdecke ersetzt, um die Konservierung der Exponate zu verbessern. Durch den Einsatz der energieeffizienten Leuchten »ARCOS III zoomfocus« von Zumtobel spart die Kunstsammlung NRW jährlich 120 MWh. Das entspricht 23 Prozent der Lichtanschlussleistung – und der Strommenge, die zehn Haushalte im Jahr verbrauchen. Die Energieersparnis führt zu 40.000 Euro weniger Stromkosten pro Jahr.
Auch das Guggenheim-Museum in Bilbao hat im Zuge seiner Nachhaltigkeitsstrategie die Modernisierung unter Klimaschutzaspekten gemeinsam mit Zumtobel realisiert. Dazu wurde zunächst die Beleuchtung in den Ausstellungsräumen ausgetauscht, anschließend in den Durchgangs- und Aufenthaltsräumen und im Backoffice. Zunächst strebte das Guggenheim-Museum einen Retrofit der bestehenden Strahler mit neuer LED-Technik an. Doch der komplette Austausch der Strahler stellte sich nicht nur als wirtschaftlicher heraus, sondern eröffnet dem Museum völlig neue ästhetische Möglichkeiten. In nur 3,8 Jahren war die Lichtinstallation in Bilbao amortisiert. Heute gilt das Guggenheim-Museum als Vorreiter unter den »grünen Museen.«
Kunstlicht, das die Kunst schützt
Ob im Guggenheim-Museum in Bilbao oder im Städel Museum in Frankfurt am Main: In Museen auf der ganzen Welt sind klassizistische Tageslichtdecken wieder en vogue. Sie tauchen Ausstellungsräume in ein gleichmäßiges Licht ohne Schlagschatten. Punktuelle Lichtquellen betonen dabei die Details einzelner Exponate. Doch auch wenn Tageslicht das menschliche Auge erfreut, belastet es die Exponate durch den hochenergetischen UV-Anteil. Insbesondere bei alten Gemälden droht das Firnis unter UV-Einstrahlung mit der Zeit zu vergilben. »Es geht nicht nur darum, hundert Jahre alte Exponate zu schützen. Wir wollen auch dafür sorgen, dass ein neues Exponat, das heute ein Jahr alt ist, in hundert Jahren noch gut erhalten bleibt. Was heute beschädigt wird, lässt sich in hundert Jahren nicht mehr restaurieren«, betont Tobias Jonk, Application Manager Art & Culture bei Zumtobel. Deshalb sind Schädigungsmessungen mit dem Wattmeter ein entscheidender Schritt bei der Lichtplanung in Räumen mit Kunstwerken. Auch der Einfallwinkel, die Spektralverteilung und die Summe der Beleuchtung im Raum sind wichtige Kriterien für die Konservierung von Kunstwerken.
Zwei Maßnahmen helfen, die Lebensdauer der Exponate ohne Ästhetik-Einbußen zu verlängern. Zum einen hält in vielen Museen eine Zwischendecke unter der natürlichen Tageslichtdecke die Wärme und die UV-Strahlung des Tageslichts von den Räumen fern. Eine Kunstlichtdecke imitiert dann den Tageslicht-Effekt auf unschädlichere Weise. Wo früher Bewölkung und Sonne die Lichtstimmung und Helligkeit im Museumsraum beeinflussten, sorgt jetzt Kunstlicht für eine gleichbleibend optimale Beleuchtung. Zum anderen helfen Lichtlösungen mit exakt einstellbaren Parametern und exzellenter Verschattung, die Menge an Kunstlicht im Raum sparsam zu dosieren. Grundsätzlich gilt es in einem Museum, mit einer möglichst geringen Ausleuchtung die gleiche Wahrnehmungshelligkeit bei den Besuchern zu erzeugen. Dazu müssen die Leuchten ausreichend kontrastreich und gut verschattet sein.
Natürlicher als Tageslicht
Hier stellt die Evolution Herausforderungen an die Lichttechniker, denn für das menschliche Auge ist natürliches Tageslicht mit seinen parallel einfallenden Strahlen wesentlich angenehmer als die Punktlichtquelle LED, bei der sich das Licht radial verteilt. Dies adressiert Zumtobel mit dem kompakten LED-Strahlersystem »Arcos«, das eigens für Museen und Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem Architekten David Chipperfield entwickelt worden ist. Die innovative Fresnel-Linse richtet die Lichtstrahlen der LED-Leuchte parallel aus und verhindert durch das reduzierte Streulichtverhalten Blendeffekte. Dies erzeugt einen starken Kontrast und reduziert das notwendige Beleuchtungsniveau. Nicht nur das Design, auch die Funktionsweise des minimalistischen Strahlers ist einem Kameraobjektiv nachempfunden. Durch die Drehung des Objektivs lässt sich der Lichtkegel öffnen und schließen, um das Licht genau zu fokussieren. Für einen exzellenten Farbwiedergabewert (CRI) von 96 sorgt die 3-Kanal-tunableWhite-Technologie von Zumtobel auf Basis der Plank’schen Kurve, mit der jede Farbnuance eines Gemäldes authentisch zur Geltung kommt. Der Lumen-Wert jeder einzelnen LED lässt sich exakt einstellen, um den perfekten Weißton zu mischen. Das System ist kalibriert, damit jede Leuchte exakt das gleiche Licht erzeugt.
Durch seine modularen, intuitiven Lichtsysteme befähigt Zumtobel Kuratoren, die Lichtsysteme im Handumdrehen auf neue Ausstellungen anzupassen. Intelligente Leuchten melden sich eigenständig im Steuerungssystem an und lassen sich auch an das Gebäudemanagementsystem anbinden. Auch Sicherheits- und Notbeleuchtung lässt sich einfach in die Infrastruktur integrieren.
Ausstrahlungswinkel, Fokus und Schattigkeit der einzelnen Leuchten sind rasch konfiguriert. Programmierbare Szenen verkürzen die Konfigurationszeit zusätzlich. Als Best Practice erinnert sich Tobias Jonk gerne an die Ausstellung »Eine Hand voller Steine« im Zentrum Welterbe Regensburg: »Die junge Fotografin konnte mit etwas Telefonsupport von uns innerhalb von zwei Stunden die Lichtinstallation eigenständig konfigurieren. Diese Bedienerfreundlichkeit ist bei Kunst- und Kulturgebäuden besonders wichtig, damit auch Kuratoren die Lichtlösung sicher überprüfen und bei Bedarf bedienen können.«
Das Museum der Zukunft
Ergänzend helfen digitale Lösungen von Zumtobel, sowohl die Wahrnehmung der Kunstwerke als auch deren Konservierung zu verbessern. Dazu messen Lichtsensoren, die in die Lichtinfrastruktur integriert sind, die Helligkeit im Raum und kommunizieren an die Lichtsteuerung, welche Lichtmenge addiert werden muss, um in Summe einen konstanten Helligkeitswert zu erzielen. Außerdem regelt das System, unbemerkbar für die Besucher, mithilfe von programmierbaren Dimmkurven die Beleuchtung in Räumen herunter, die gerade nicht frequentiert werden. Dies reduziert den Energieverbrauch sowie die Lichteinwirkung auf sensible Exponate. Auf Wunsch der Haustechniker lassen sich auch weitere Messpunkte integrieren, etwa für Luftfeuchtigkeit – ebenfalls ein essenzieller Faktor für die Konservierung von Kunstwerken.
Von der Indoor-Navigation zur digitalen Visitor Experience
Die Verknüpfung von Bewegungsdaten mit der Lichtsteuerung ist erst der Anfang. Zumtobel engagiert sich im Verbund »Future Museum«, um gemeinsam mit Partnern das volle Potenzial eines digitalisierten Museums zu erschließen: in punkto Nachhaltigkeit, aber auch, um Liebhaber der Kunst und Kultur ein unvergessliches Erlebnis zu bieten.
Bereits heute helfen Bewegungsdaten Museumsbetreibern dabei, die Erfahrung der Besucher zu optimieren: Welcher Raum war besonders stark frequentiert? Gab es irgendwo Stau? Wurde das Museumscafé rege genutzt, oder muss das Angebot angepasst werden? Doch das Future Museum geht noch einen Schritt weiter. Dort arbeitet ein interdisziplinäres Gremium daran, die komplette Visitor Journey digital anzureichern: von der Anreise über die Indoor-Navigation mit individualisierten Touren bis hin zu maßgeschneiderten Souvenir-Empfehlungen.
Ein Museumsbesuch der Zukunft könnte so aussehen: Eine Museumsbesucherin lädt sich eine App herunter, mit der sie nicht nur ein Ticket erwerben, sondern auch ihre Anreise planen kann – inklusive Hotelvorschlägen, falls die Besucherin von weitem anreist. Im Museum checkt sie automatisch über einen QR-Code ein und kann ohne lange Schlangen direkt in die individuell auf sie zugeschnittene digitale Führung eintauchen – angepasst an die Zeit, die die Besucherin im Museum verbringen will. Über ihr Smartphone bekommt sie alle Informationen zu dem Saal, in dem sie sich gerade aufhält, ohne sich ein Audioguide-Device ausleihen zu müssen. Die Besucherin genießt einen veganen Snack im Museumscafé, der gerade im Angebot ist – darauf hat sie die App hingewiesen. Nach einem spannenden Museumsbesuch lässt sie den Abend auf einem Konzert ausklingen, das ihr ebenfalls von der smarten Museums-App vorgeschlagen wurde.
Weitere Informationen:
Quelle: Zumtobel lighting GmbH, Dornbirn, www.zumtobel.com