Urbane Kunst im hohen Norden
Im Winter fehlt es vor allem in den nordischen Ländern an Licht. Dann locken Lichtkunstfestivals Bewohner und Gäste in den urbanen Raum, um Architektur und Plätze durch Lichtinstallationen neu zu entdecken. Die LICHT-Redaktion stellt vier Events für 2020 vor.

Lux Helsinki, Finnland, Januar 2020
Organisator des Lichtfestivals »Lux Helsinki« ist die Stadt Helsinki. Jedes Jahr im Januar werden etwa eine halbe Million Zuschauer erwartet, der nächste Termin ist vom 4. bis 8. Januar 2020. Mit der »Light Challenge« kann die Öffentlichkeit mit Beiträgen teilnehmen, für Experten aus dem Bereich Lichtkunst gibt es ein Seminarangebot. 2019 bot der Event fast 30 Installationen und ein Begleitprogramm. Zwei Werke von 2019 sind »Moonlight« von Marco Brianza und »Relations of Colour« von Alexander Salvesen.
»Moonlight« von Marco Brianza
Für Lux Helsinki hat der Italiener Marco Brianza »Moonlight« entworfen. Er verweist damit auf die Lichtmengen von Werbeflächen, die den urbanen Raum oft dominieren. Für sein Echtzeit-Generativvideo spielte er auf einer solchen Werbeplattform sanft wechselnde Weltall-Bilder ab, um eine Mondlicht-ähnliche Atmosphäre zu schaffen.
»Relations of Colour« von Alexander Salvesen
Alexander Salvesen ist ein finnischer Künstler und Lichtdesigner, der sich mit Licht und Farben auseinandersetzt. Anlässlich der Lux Helsinki 2019 stellte er »Relations of Colour« vor. Mit Hilfe von Licht experimentiert er mit Farbe, Raum und Form, um die Beziehung der Elemente zueinander und deren Wirkung auf den Betrachter zu untersuchen.

Kopenhagen Light Festival, Dänemark, Februar 2020
Das Copenhagen Light Festival (CPH) feierte im Februar 2018 sein Debüt. 2019 waren es über 40 Lichtinstallationen, die die City und den Hafen erleuchtet haben. Für die Zeit vom 1. bis 23. Februar 2020 werden wieder zahlreiche Beiträge erwartet, die sich zu Fuß oder vom Wasser aus erleben lassen. Die Festival-App gibt einen Überblick über alle Veranstaltungsorte. Das Festival wird organisiert durch das Danish Lighting Center. Zum Programm von 2019 zählten Hans E. Madsens »A Light Garden« und »Synthetic Icicles« von Chaos Engine.
»A Light Garden« von Hans E. Madsen
Seit mehr als 30 Jahren ist Licht der Schwerpunkt von Hans E. Madsens Arbeit. 2019 präsentierte der Däne »A Light Garden«, eine Installation, die sich durch Bewegungen des Windes und von Passanten verändert hat. 30 Eimer waren über Gummikabel an einer Konstruktion befestigt, in jedem Eimer befand sich ein LED-RGB-Scheinwerfer. Durch die schwingenden Eimer wurden die Lichtkegel in unterschiedlicher Weise auf den Untergrund projiziert.
»Synthetic Icicles« von Chaos Engine
Bei »Synthetic Icicles« handelte es sich um eine Audio-Lichtkunstinstallation. Die Künstler von Chaos Engine aus Dänemark schufen neun leuchtende, synthetische Eiszapfen aus LED-Streifen. Ihre Form sollte an die Stoßzähne von Walrössern erinnern, Geräusche der Tiere wurden als Soundteppich hinterlegt. Das Werk sollte auf die Umweltveränderungen in der Arktis aufmerksam machen.


»List í ljósi«, Island, Februar 2020
Im Jahr 2015 lud die isländische Stadt Seyðisfjörður das erste Mal zum Lichtfestival »List í ljósi« (Kunst im Licht) ein, der nächste Termin steht für den 14. bis 15. Februar 2020 schon fest. Zum Event gehört auch ein einwöchiges Begleitprogramm. Installationen von lokalen und internationalen Künstlern beleben dann die Hafenstadt mit nur 650 Einwohnern. Fast 30 Künstler nahmen 2019 teil, darunter Christian Elovara Dinesen sowie drei Multimedia-Künstler mit »Mountain Cray«.
»By Wikipedia« von Christian Elovara Dinesen
Christian Elovara Dinesen ist Konzeptkünstler aus Dänemark. Mit »By Wikipedia« ging er der Frage nach, wie Menschen mit Informationen aus dem Internet umgehen. Er schuf sechs Skulpturen, die symbolisch für Seyðisfjörður stehen sollten und gestaltete sie mit reflektierendem Klebeband. Vorbeifahrende Autos beleuchteten die Objekte, Besucher konnten die Installation vom Bus aus anschauen, während eine Audiodatei von Wikipedia abgespielt wurde.
»Mountain Cray« von Bára Finnsdóttir, Petra Valdimarsdóttir, Hjálmar Örn Gunnarsson
Die isländischen Multimedia-Künstler Bára Finnsdóttir, Petra Valdimarsdóttir und Ton-Ingenieur Hjálmar Örn Gunnarsson teilen ihre Leidenschaft für Berge. Mit diesem Thema beschäftigt sich auch ihre audiovisuelle Installation »Mountain Cray«, die sie zum Festival 2019 gezeigt haben. Vor den Felsformationen Islands haben sie Bergkulissen auf Häuserflächen projiziert und sie mit Musik verbunden.


Island of Light, Smögen, Schweden, September 2020
Die Insel Smögen an der schwedischen Westküste ist bekannt für ihre Steilküste und Felsenklippen, für den malerischen Bootsanleger und ihre bunten Fischerhütten. Im September 2018 fand dort erstmals das Festival »Island of Light« statt, umgeben von Meer und markanter Natur. Schon im ersten Jahr kamen dafür 30.000 Menschen zusammen. Zwei der Arbeiten von 2019 waren »Perception of time and space« von Lena Mattsson und »Lighthouse« von Mikael Richter. Das nächste Festival findet vom 10. bis 13. September 2020 statt.
»Perception of time and space« von Lena Mattsson
Lena Mattsson ist Künstlerin und kommt aus Schweden. Ihr Beitrag für »Island of Light« 2019 hieß »Perception of time and space«. Die audiovisuelle Projektion setzte sich aus drei Teilen zusammen und war im Gebiet Vallevik zu sehen. Der Ort ist bestimmt von Granitfelsen, nur umgeben von Himmel und Meer. Diese Arbeit geht der Frage nach wo wir herkommen, wie Natur und Landschaften uns geprägt haben und möchte daran erinnern, sich der Umwelt bewusst zu sein und sie zu schützen.
»Lighthouse« von Mikael Richter
Der Schwede Mikael Richter hat die ersten Modelle seiner Serie »Lighthouse« bereits 1995 entwickelt, damals für eine Ausstellung. Auf Smögen reihte sich das Haus aus Leuchtstoffröhren neben die Bootshäuser am Steg und strahlte in die Nacht. »Lighthouse« besteht aus einfachen Linien, deren Gesamtbild sich zu verändern scheint, sobald der Betrachter um das Kunstwerk herumgeht.


Weitere Informationen:
www.luxhelsinki.fi/en
www.marcobrianza.it
www.alexandersalvesen.com
www.copenhagenlightfestival.org
www.centerforlys.dk
www.hansemadsen.com
www.chaosengine.ninja
www.listiljosi.com
www.christianelovara.com
www.mountaincray.com
www.islandoflight.se
www.lenamattsson.net
www.konst.org
Autorin: Andrea Mende, freie Redakteurin, Leipzig