Planung
Licht 5 | 2022

Schnellzüge in bestem Licht

ICE-Wartung in Hamburg-Eidelstedt mit LED-Leuchtensystemen

Die Deutsche Bahn investiert kräftig in den Fernverkehr, vor allem in die Komplettierung der neuesten ICE-Generation. Spätestens 2023 soll die ICE 4-Flotte ihre Sollstärke von über 100 Fahrzeugen erreicht haben. Da diese Züge mit 346 Metern erheblich länger als ihre Vorgängertypen sind, ertüchtigt die DB derzeit ihre Wartungszentren. Wie, das sieht man in den beiden Werken Hamburg-Langenfeld und -Eidelstedt. In Eidelstedt werden bereits seit 1991 ICEs inspiziert und gewartet – die für den ICE 4 optimierten Hallenbereiche erhielten auch eine neue Beleuchtung.

Lesezeit: ca. 5 Minuten
Abb.: Für den 346 Meter langen ICE 4 wurden die Hallenbereiche im DB-Wartungszentrum in Hamburg-Eidelstedt optimiert und mit einer neuen Beleuchtung inkl. Steuerung ausgestattet. NORKA/Günther Fotodesign

Der ICE 4 bietet weit mehr Kapazitäten als seine Vorgänger: rund 830 Passagiere finden in den zwölf Waggons des 346 Meter langen Zuges Platz. Nicht nur die Länge, auch die dezentrale Antriebstechnik, die im Unterflurbereich platzierten Batterien sowie die Technik auf den Dächern erfordern veränderte Wartungszugänge – und damit eine Anpassung der Wartungsgleise in den Hallen. Die Inspektion eines ICE folgt einem stringenten Plan: Alle zwei Tage oder 3.600 Kilometer rollt ein Zug zur Kontrolle in die Inspektionshalle, um diese nach 60 Minuten wieder zu verlassen. 75 Züge gehen so täglich in Eidelstedt durch die Sichtung.

Für den ICE 4 bietet Eidelstedt seit kurzem zwei eigens sanierte, über 400 Meter lange Wartungsgleise – neben den sechs anderen Gleisen für die älteren und kürzeren ICE-Typen. Insgesamt 87 Millionen Euro investierte die DB in die Ertüchtigung – automatische Außenreinigungsanlage und LED-Beleuchtungssystem inklusive.

Abb.: Insgesamt sorgen 448 breitstrahlende und 156 raumstrahlende »EIDELSTEDT« Leuchten für die Arbeitsbeleuchtung. Daneben gibt es weitere 334 mit Gruppenbatterien versorgte Leuchten zur Sicherheitsbeleuchtung. NORKA/Günther Fotodesign
Abb.: Wo sich üblicherweise eine Arbeitsgrube befindet, gibt es in Eidelstedt eine durchgehende, offene Ebene und die Gleise ruhen auf einer langen Reihe schlanker Stützen. NORKA/Günther Fotodesign

LEDs beleuchten den modernsten Zug

»Das Werk Eidelstedt war bislang mit unseren konventionellen Leuchten ausgestattet«, so Tim Bubbers, zuständiger NORKA-Regionalverkaufsleiter. »Bereits 2018 begannen die ersten Planungen der Beleuchtungsanlage.« Neben der enormen Länge der Gleise und damit auch der Beleuchtungslinien erwies sich die neue Unterflur-Ebene als Herausforderung. Denn da, wo üblicherweise eine schmale Grube unter das »Rollmaterial« führt, befindet sich eine durchgehende, offene Ebene. Die Gleise ruhen auf einer langen Reihe schlanker Stützen, die Züge darauf scheinen zu schweben. »Damit die Batterien der Züge von unten zugänglich und austauschbar sind, musste die TGA der untersten Ebene nach oben verlegt werden«, so Bubbers. Zur Unterstützung des Fachplaners haben Bubbers und seine Kollegen eine Beleuchtungslösung konzipiert, die auf allen drei Arbeitsebenen – der Unterflur-, Wagenkasten- und Dachebene – die NORKA-Leuchte »EIDELSTEDT« in der einlampigen Ausführung nutzt. Spezielle LED-Module mit erhöhtem R9-Wert (>77) optimieren die Farbwiedergabe von Rottönen. Dies entspricht den spezifischen Anforderungen der DB – genauso die Integration von SELV-Kleinspannungsbetriebsgeräten (Safety Extra Low Voltage), die die LED-Module versorgen. Um die Soll-Beleuchtungsstärke von 150 Lux zu gewährleisten – im Dachbereich sogar 300 Lux – verbaute man insgesamt 448 breitstrahlende und 156 raumstrahlende Ausführungen des »EIDELSTEDT«-Typs m1200. Beide Ausführungen sind DALI-kompatibel, mit fünffacher Durchgangsverdrahtung und zwei Steuerleitungen versehen. Neben der Arbeitsbeleuchtung installierte man auch eine Sicherheitsbeleuchtung aus 282 breit- und 52 raumstrahlenden »EIDELSTEDT«-Leuchten, deren Energieversorgung Gruppenbatterien gewährleisten. »Die Sicherheitsleuchten sind so ausgestattet, dass die Prüfung zentral erfolgen kann und deren Funktion im Notfall gegeben ist«, so Bubbers.

Abb.: Kern der Steuerung ist ein zentrales Tableau, über das alle Betriebszustände steuer- und prüfbar sind – angesichts der drei Arbeitsebenen und der Länge der Halle absolut sinnvoll. NORKA/Günther Fotodesign

Zentrale und dezentrale Steuerungstableaus

Kern der Steuerung ist ein zentrales Tableau, über das alle Betriebszustände steuer- und prüfbar sind. »Ein zentrales Tableau ist keineswegs selbstverständlich, aber angesichts der drei Arbeitsebenen und der Länge der Halle absolut sinnvoll«, erklärt Serge Stephan, der Verantwortliche für die Konzeption und Implementierung der Steuerung. Ergänzend dazu befinden sich direkt an den beiden Gleisen in jeweils etwa 100 Metern Abstand Untertableaus, von denen aus die links bzw. rechts angrenzenden Sektoren bedienbar sind. Beispielsweise dann, wenn kurzzeitig doch mehr Licht benötigt wird: Punktuell kann jeder Mitarbeiter die maximale Beleuchtungsstärke aktivieren, etwa wenn es um Details an der Zugseite geht. Nach zehn Minuten schaltet das System selbstständig wieder in den tageslichtunterstützenden Standardmodus mit 150 Lux zurück. Während die Unterflurebene aus Sicherheitsgründen permanent beleuchtet ist, aktiviert sich das Licht der Dachebene automatisch, sobald die Arbeitsbühne zur Benutzung freigegeben ist.

Abb.: Auf allen drei Arbeitsebenen – der Unterflur-, der Wagenkasten- und der Dachebene – kommen Leuchten des Typs »EIDELSTEDT« in einlampiger Ausführung zum Einsatz. NORKA/Günther Fotodesign

Lange Leitungen und Signalläufe

Das digitale Steuerungskonzept trennt die Gleise in vier Abschnitte zu jeweils 100 Metern Länge. Jeder Abschnitt meldet an das zentrale Tableau, das die Daten aller Abschnitte im Detail präsentiert, einschließlich Status- und Fehlermeldungen der Beleuchtungsanlage. Aus den bis zu 200 Meter langen Leitungswege resultieren messbare Abweichungen der Signal-Laufzeiten. »Also haben wir die Algorithmen der Steuerung auf diese Latenzzeiten angepasst, ansonsten hätte das System immer wieder Fehlfunktionen gemeldet«, so Serge Stephan. Dies zeigt, dass das Projekt alles andere als eine Standard-Aufgabe war. Auch, weil das Steuerungssystem so modular ausgelegt ist, dass es bei Bedarf schnell ausbaufähig ist. »Es gibt ja noch sechs Gleise in der alten Technik, früher oder später stehen auch die zur Erneuerung an«, erläutert Stephan. »Da die Steuerungsknoten bereits existieren, bedarf die Erweiterung nur zusätzlicher Untertableaus.« Statusmeldungen und Störungen werden automatisch per E-Mail an die zuständigen Service-Techniker gemeldet. Die Herausforderung: die Implementierung des Mail-Versands in das geschlossene IT-System der Bahn, wobei die IT-Sicherheit besonders im Focus stand.

Wirtschaftlicher und nutzungsfreundlicher

Die DB profitiert von der Neukonzeption der Beleuchtung gleich mehrfach. So reduziert allein die LED-Ausrüstung die laufenden Kosten der Lichtanlage um 40 bis 50 Prozent. Hinzu kommen Einsparungen durch die automatische, tageslichtabhängige Regelung der Lichtstärke und durch geringere Wartungskosten durch die langlebigen LED-Leuchtmittel. »Das Werk in Eidelstedt zeigt, dass die digitale Lichttechnik die strengen Vorgaben der DB erfüllt«, sagt Tim Bubbers.

Der Gewinn an Sicherheit für die Beschäftigten und der Komfortgewinn durch die verteilten Untertableaus für die temporäre Änderung der Lichtproduktion wären weitere positive Aspekte des neuen Konzeptes. »Im Prinzip lässt sich dieses Beleuchtungskonzept zügig auf andere DB-Standorte übertragen«.

Abb.: Dank neuer LED-Ausrüstung werden die laufenden Kosten der Lichtanlage um 40 bis 50 Prozent reduziert. Weiteres Einsparungspotenzial wird mit der tageslichtabhängigen Regelung der Lichtstärke erschlossen. NORKA/Günther Fotodesign

Weitere Informationen:

Projekt: ICE-Werk Hamburg-Eidelstedt

Betreiber: DB

Leuchten: NORKA, www.norka.com

Steuerung: NORKA Automation, www.norka-automation.de

Fotos: NORKA/Günther Fotodesign

Dieser Artikel ist erschienen in