Optimal gesteuert
Frei arrangierbare Möbel, individuelle Einzel- und Gruppenplätze, kein Frontalunterricht: Das 400 m² große Lernbüro ist das Kernelement der neuen Blautopf-Schule und sollte als eine Lichtgruppe gesteuert werden. Daraus ergab sich allerdings das Problem, mehr als 64 Leuchten ansteuern zu müssen. Ein intelligentes Lichtsteuerungssystem musste her…
Die neu gebaute Blautopf-Schule, die ihren Namen der bekannten Blaubeurer Karstquelle »Blautopf« verdankt, startete pünktlich zum Schuljahr 2017/18 den Betrieb. Sie wurde in zentraler Parklage zwischen Schwimmbad und Gymnasium errichtet. Das Architekturbüro Dohle + Lohse aus Braunschweig erhielt für seinen klar strukturierten und reduzierten Neubauentwurf den Zuschlag. Kernelement der Gemeinschaftsschule ist das 400 m² große Lernbüro, das Einzel- aber auch Gruppenarbeit mit den neuesten Medien ermöglicht. Die Qualität des Bildungsstandortes Blaubeuren stand bei diesem Neubau im Fokus, aber auch höchste architektonische Ansprüche konnten mit der Beleuchtungsanlage umgesetzt werden. Daher hatte Werner Scheck vom Planungsbüro Conplaning fast alle Bereiche in dimmbarer DALI-Beleuchtung vorgesehen. In Verbindung mit der »DALISYS«-Lichtsteuerung von B.E.G. wurde eine ansprechende, effiziente und für die Schüler förderliche Beleuchtungssituation geschaffen. Die Zusammenarbeit mit dem Hochbauamt, vertreten durch Barbara Blasi-Fiesel, und der Elektrofirma Özbek verlief reibungslos.
Eine Lösung auch für kniffelige Fälle
Zentraler pädagogischer Bestandteil des Schulgebäudes ist das über 400m² große Lernbüro. Tische, Stühle und Regale sind frei arrangierbar und alle Schülerinnen und Schüler können dieses Lernbüro individuell nutzen. Lerninhalte werden überwiegend selbstständig erarbeitet, die Lehrerinnen und Lehrer stehen den Kindern als Unterstützer zur Seite. Hier ist der Frontalunterricht nicht mehr das Maß der Dinge. Um trotz der individuellen Einzel- und Gruppenplätze die Einheit des Lernbüros zu betonen, sollte das komplette Lernbüro als eine Lichtgruppe gesteuert werden. Daraus ergab sich das technische Problem, dass mehr als 64 Leuchten angesteuert werden mussten. Der DALI-Standard erlaubt aber nicht mehr als 64 Leuchten in einer Linie. Dies gab den Zuschlag für »DALISYS«: Das Lichtsteuerungssystem von B.E.G. ist skalierbar – von der Ausstattung einzelner Räume bis zur Lichtsteuerung eines ganzen Gebäudekomplexes. Dabei sind die Komponenten adressierbar und arbeiten nach dem Prinzip verteilter Intelligenz, womit eine hohe Betriebssicherheit realisiert werden kann. Die flexible Konfiguration erlaubt es, einfach zwei Linien miteinander zu verknüpfen und wie eine große Gruppe zu regeln. Die Programmierung durch den B.E.G. Systemintegrator wurde so erstellt, dass immer nur in den Bereichen, wo sich die Schüler aufhalten, das Licht auf die erforderliche Beleuchtungsstärke anfährt. Im gesamten übrigen Bereich des Lernbüros wird das Licht auf Orientierungslicht geregelt.
Lernen bei homogenen Lichtverhältnissen
Eine grundlegende Anforderung ist die gleichmäßige Ausleuchtung der Lerngruppen. Da es in diesem modernen Lernkonzept keinen festen Aufstellungsort für die Tafel gibt, wurde entschieden, den Raum ohne separate Tafelbeleuchtung gleichmäßig auszuleuchten. Die B.E.G. »LUXOMAT PD4-M-DALI«-Melder sind unkomplizierte Steuerungsgeräte, welche präsenzbezogen das Licht einschalten und je nach Tageslichteinfall auf die benötigte Lux-Stärke hin dimmen. Selbstverständlich kann die Beleuchtungssituation (bspw. für Filme) jederzeit mit Tastern übersteuert werden, so dass Lehrer und Schüler die Kontrolle im Raum behalten. Da die Lichtmessung an der Decke erfolgt, aber die 300 Lux auf dem Arbeitsplatz gewährleistet sein müssen, haben die »LUXOMAT«-Melder neben ausgeklügelten Regelungsalgorithmen einen externen Lichtfühler, der störende Reflexionen seitens der Fensterfront minimiert. Somit ist das vorgeschriebene Beleuchtungsniveau auch bei unterschiedlichster Raumnutzung gewährleistet.
Flurbereiche als Hingucker
Prägend für Schulgebäude sind normalerweise die langen Flure zu den Klassenzimmern. Nicht so in der Gemeinschaftsschule Blaubeuren: die Lerngruppen liegen im Außenring, die Flure laufen in einem rechteckigen Innenring um zwei Atrien und den Toilettenbereich, alles ist schnell erreichbar. Flure werden in den Unterrichtspausen immer wieder kurzzeitig stark frequentiert, aber während der Unterrichtsstunden sind sie wie leergefegt – gerade hier sollte das Licht nur bei Bedarf eingeschaltet sein. Hier greift nun die »Guided-Light-Funktion« des »DALISYS«-Systems. Konventionelle Präsenzmelder schalten oder dimmen in der Regel den kompletten Flur oder das komplette Treppenhaus auf die Soll-Beleuchtungsstärke. »Guided Light« hingegen kann den jeweiligen Abschnitt und die jeweils angrenzenden Bereiche hochdimmen. Weiter entfernt liegende Bereiche bleiben auf Orientierungslicht gedimmt. Wie eine »Lichtwolke« führt »Guided Light« die Person durch das Gebäude – optimale Energieeffizienz bei maximalem Komfort. Und durch die Skalierbarkeit von »DALISYS« funktioniert diese Lichtregelung nicht nur auf einer Ebene, sondern auch vertikal im kompletten Atrium auf verschiedenen Stockwerken. »DALISYS« kann über mehrere Router verteilt arbeiten und verknüpft das Licht über Unterverteilungen hinaus.
Verbindung zu anderen Systemen
Ein wesentlicher Bestandteil eines jeden öffentlichen Gebäudes ist die Sicherheitsbeleuchtung. In den Fluren der Blautopf-Schule sind an vielen Stellen mehrere Leuchten zu einer langen Lichtleiste zusammengesetzt. Einige Leuchten in diesen Reihen sind jedoch als Notleuchten ausgeführt, welche über eine Zentralbatterie und über einen separaten DALI-Strang angeschlossen sind. Wie kann man nun erreichen, dass diese Notleuchten Teil der intelligenten Lichtregelung werden? Auch hier fanden die B.E.G.-Experten eine Lösung. Die jeweiligen »SIBELON CPS«-Zentralbatteriesysteme werden über »DALISYS«-Router an einen separaten DALI-Bus angeschlossen. Per »Event-Routing« wird der DALI-Dim-Wert der normalen Leuchten über die Router und die Zentralbatterie an die Notleuchte übermittelt. Normale Leuchten und Sicherheitsleuchten verhalten sich somit wieder synchron und die architektonische Idee kommt voll zur Geltung. Im Notfall leuchtet natürlich einzig die notstromversorgte Sicherheitsleuchte. Drei »DALISYS«-Binäreingänge erlauben eine einfache Anbindung an das BMS (Building Management System) des Hausmeisters. So können vom PC des Hausmeisters aus von einem fremden BMS über den potentialfreien Eingang beispielsweise Szenen im »B.E.G. DALISYS« aktiviert werden. Eine teure und aufwendige Schnittstellenprogrammierung entfällt. Für öffentliche Bauten nicht ganz selbstverständlich konnten die Baukosten gegenüber der Planung von 11,5 Mio. EUR um fast eine Mio. EUR unterschritten werden.
Weitere Informationen:
Architektur: Dohle + Lohse Architekten GmbH, Braunschweig, https://www.dohle-lohse.de
Produkte: B.E.G. Brück Electronic GmbH, Lindlar, www.beg-luxomat.com
Autoren: Klaus Geberl, Regionalverkaufsleiter der B.E.G. Brück Electronic GmbH und Roland Kürten, Systemintegrator bei der B.E.G. Brück Electronic GmbH
Fotos: B.E.G.