Technik
Licht 3 | 2021

OP-Säle sicher beleuchten

Prüfstand und Testkonzept für OP-Leuchten

Für die Beleuchtung in OP-Sälen gelten strenge Normen, um während medizinischer Eingriffe größtmögliche Sicherheit zu bieten. Die Qualitätsmessungen sind wesentlicher Bestandteil des End-of-Line-Tests. Für eine neue OP-Leuchtenfamilie haben Dräger und opsira einen komplett neuen Prüfstand entwickelt.

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Abb.: Für seine OP-Leuchtenfamilie »Polaris 600« hat Dräger gemeinsam mit opsira einen neuen Prüfstand entwickelt. Foto: Drägerwerk Drägerwerk

Mit »Polaris 600« hat Dräger eine OP-Leuchte entwickelt, bei der unter anderem die Farbtemperatur passend zum Gewebe eingestellt werden kann. »Um diese Funktionen vollumfänglich zu prüfen, hat unser Betriebsmittelbau zusammen mit opsira ein Testkonzept entwickelt, das wir seit Einführung der ›Polaris 600‹ erfolgreich nutzen, erklärt Matthias Brauer, Industrial Engineering Medical Lights and Video bei Dräger.

Wenn der Prüfstand zum Produkt entwickelt wird

Als die Leuchtenfamilie bei Dräger aus der Produktentwicklung kam, standen die Prüfingenieure für den End-of-Line-Test vor einer speziellen Herausforderung: Die neuen Funktionen der Leuchte waren mit herkömmlicher Messtechnik nicht zu verifizieren. »Die neue Leuchtenfamilie bringt einiges zusammen, was sonst am Markt nicht verfügbar ist«, so Brauer. »Die variable Farbtemperatur ist ein wesentliches Feature, ebenso die Einstellung verschiedener Lichtfelddurchmesser.« Zudem ist in die Leuchte eine Kamera integriert, wobei Kamera und Empfänger drahtlos verbunden sind.

Der Hersteller für Medizin- und Sicherheitstechnik war also auf der Suche nach einem verlässlichen Prüfkonzept, mit dem sich die Einhaltung sämtlicher Normen sicherstellen ließ. »Mit opsira arbeiten wir bereits seit über fünfzehn Jahren zusammen«, erklärt Brauer. »Licht messen ist eine komplexe Angelegenheit, und wir haben sehr komplexe Anforderungen – opsira erfüllt sie alle.« Auch die Zusammenarbeit mit dem Spezialisten für Lichtmesstechnik in puncto Prüfstand-Konzeption lief reibungslos. Der Betriebsmittelbau bei Dräger übernahm die Software-Entwicklung, opsira brachte Systemkompetenz und Hardware in das Projekt ein. Schließlich war ein Prototyp des Prüfstands erarbeitet, mit dem sämtliche Messabläufe optimiert wurden.

Anwenderfreundlich und funktional

Bei der Entwicklung des Prüfstands hatten die beiden Unternehmen drei wesentliche Aspekte im Blick: den Anwender, die Ausrichtung auf die Features der neuen Leuchte und die Ausarbeitung eines prozesssicheren Messablaufs. »Für andere Leuchten nutzen wir verschiedene Montagetische für einzelne Prüfschritte, so dass die Leuchten von Tisch zu Tisch transportiert werden müssen«, erklärt Brauer. Für die »Polaris 600« wurde ein Montagewagen konzipiert, den der Anwender in eine Prüfkammer schiebt. Dort finden alle Messungen statt – was deutlich einfacher und ergonomischer in der Handhabung ist.

Hinsichtlich der Messtechnik mussten ebenfalls neue Wege beschritten werden, um alle Anforderungen zu erfüllen. »Um die notwendigen Parameter zu gewährleisten, arbeiten wir mit Sensoren und einem hochwertigen Klasse L-Photometer in Kombination mit einer Weißfläche sowie definierten Radien«, erläutert Brauer. Darüber hinaus prüft ein Spektrometer, ob die Farbtemperatur der Leuchte korrekt einstellbar ist.

Der Messablauf ist darauf ausgelegt, alle relevanten Parameter zügig und fehlerlos zu testen, die dem Kunden garantiert werden. »Das Ganze ist ein teilautomatisierter Messablauf, der vor Anwenderfehlern schützt«, so Brauer. Bei erfolgreichem Abschluss erhält der Anwender ein Kalibrierprotokoll und die Freigabe. Die Messdauer ist dank des an die Anforderungen angepassten Prüfstands kurz. »Je schneller unsere Abläufe sind, desto schneller sind wir mit unserem Produkt beim Kunden – doch bei der Qualität machen wir keinerlei Abstriche«, stellt Brauer fest. »Wir führen die 100-prozentige Abschlussprüfung durch, bevor es in den OP geht. Da gibt es Null Fehlertoleranz.« Da das Prüfkonzept erfolgreich ist, wird es auch in Zukunft dazu beitragen, Dräger-Leuchten in hoher Qualität termingerecht auszuliefern.

Abb.: Der Medizinleuchtenprüfstand »mlts« ermöglicht die schnelle und hochaufgelöste Messung und Überprüfung von Beleuchtungsstärkeverteilungen. Foto: opsira opsira

Abb.: Besteht neben der Prüfung Bedarf an einer Einstellung oder Kalibrierung der Leuchten, bietet das »mlcs« Möglichkeiten, verschiedene Arbeitspunkte oder Lichtfelder einzustellen. Foto: opsira opsira

Testsysteme für Medizinbeleuchtung

Der Medizinleuchtenprüfstand »mlts« von opsira ermöglicht auf Basis einer photometrisch korrigierten Messkamera die schnelle und hochaufgelöste Messung und Überprüfung von Beleuchtungsstärkeverteilungen. Innerhalb von Sekunden wird das Lichtfeld photo- und geometrisch vermessen und gegen die einschlägigen Normen (zum Beispiel DIN EN 60601-2-41) geprüft. Besteht neben der Prüfung Bedarf an einer Einstellung oder Kalibrierung der Leuchten, bietet das Medizinleuchtenkalibriersystem »mlcs« viele Möglichkeiten, um verschiedene Arbeitspunkte beziehungsweise Lichtfelder einzustellen. Beide Systeme können durch eine Spektrometerkomponente ergänzt werden. Damit lassen sich alle relevanten farbmetrischen Parameter wie Farbtemperatur, Farbort oder Farbwiedergabeindex prüfen und justieren.

Weitere Informationen:

Quelle: opsira GmbH, Weingarten, www.opsira.de

Drägerwerk AG & Co. KGaA, Lübeck, www.draeger.com

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