München im Zeichen des Lichts
2015 startete die 1. LICHTWOCHE München noch als zartes Pflänzchen mit einer dreitägigen Veranstaltung und rund 20 Programmpunkten. Von Jahr zu Jahr wurde nicht nur das Programm erweitert, sondern auch die Besucherzahlen wuchsen. Im 5. Jahr können die Veranstalter, der Pflaum Verlag mit seiner Fachzeitschrift LICHT, auf einen großen Erfolg zurückblicken: Denn vom 31.10. bis 8.11.2019 lockte das zehntägige Event mit über 60 Programmpunkten mehr als 3000 Besucher an. Den krönenden Abschluss bildete wieder die Verleihung von »LUXI – Der LICHT-Preis«.

Die Idee der LICHTWOCHE München entstand anlässlich des von der UNESCO deklarierten Internationalen Jahr des Lichts. In München wurde ein neues Veranstaltungsformat ins Leben gerufen, das nicht nur Fachleuten, sondern auch Bürgerinnen und Bürger eine Austauschplattform über Licht-Themen bieten sollte, die es so bisher nicht gab. Ziel der Veranstalter ist es, die Öffentlichkeit über die vielseitigen Facetten des Lichts zu informieren und zu sensibilisieren.


Licht, Musik und Videokunst
In diesem Jahr standen zwei Highlights im Mittelpunkt der LICHTWOCHE – zumindest was den Besucherandrang betraf. Die Fassade des Gärtnerplatztheaters leuchtete allabendlich zwischen 18 und 22 Uhr durch ein beeindruckendes Videomapping. Die Videoabteilung des Theaters unter der Leitung von Raphael Kurig (Indivisualist) projizierte wechselnde Designs. Mit solchen Menschenmassen hatten aber weder der Künstler noch das Theater und die Veranstalter gerechnet. Denn an einigen Abenden drängten sich die Menschenmassen, verfolgten gespannt den Illuminationen und fotografierten eifrig. Der eigentliche Andrang fand dann auch in den sozialen Netzwerken statt, denn auf facebook, twitter und Instagram war das Gärtnerplatztheater das Gesprächsthema der Woche.
Musik und Licht gab es beim zweiten Highlight der LICHTWOCHE zu erleben. Die Ludwigskirche, das städtebauliche Juwel auf Münchens Ludwigstraße, wurde im Rahmen eines Musikabends in ein dramatisches Licht getaucht. Die beiden Abende, zu denen jeweils mehr als 700 Gäste erschienen, gestalteten die Münchner Lichtplanerin Beatrice Seidt gemeinsam mit Studierenden der Hochschule Rosenheim zusammen mit Opernsänger Martin Busen, Organist Stephan Heuberger und Klarinettistin Elisabeth Seitenberger. Der große Besucherandrang überraschte selbst den Pfarrer!


Ganz großes Kino und viel Kunst
Doch auch die folgenden Programmpunkte waren auf ihre Weise Highlights: So bekamen rund 100 Teilnehmer einen exklusiven Einblick in Deutschlands erstes Dolby Kino. Licht- und Kinoplanerin Anne Batisweiler lieferte interessante Einblicke in den – nicht immer reibungslosen – Bauablauf. Doch das grandiose Ergebnis durften die Zuschauer anhand von Trailer und Lichtszenen live erleben – Gänsehaut garantiert (Projektbericht s. LICHT 9 I 2019).

Mehr als 60 Besucher fanden sich bei der Führung Licht, Struktur und Schatten im Bayerischen Nationalmuseum zusammen. Dr. Thomas Schindler vom Bayerischen Nationalmuseum und Lichtdesigner Raffael Pollak nahmen die Besucher mit in die spannende Entwicklungsgeschichte der Museumsbeleuchtung. Der Rundgang startete im Foyer, das seit März 2019 von den für diesen Raum entwickelten »Iconic Eyes« (Design: Bernhard Dessecker für Moooi) erhellt wird.
Weitere Kunst gab es während der Woche in verschiedenen Galerien, Showrooms und Ausstellungen zu sehen. Der Showroom von Panzeri & Partners am Karlsplatz wurde während der LICHTWOCHE zur Galerie: Der Fotograf StefanWeber inszenierte in seinen Bildern Menschen und die Leuchten-Neuheiten von Panzeri auf besondere Weise.
Der Luminist aka Lichtkünstler Bruno Kiesel sowie die Fotografin und Installationskünstlerin Patricia Lawrence zeigten in der Galerie an der Pinakothek der Moderne/Barbara Ruetz ihre jeweils auf ganz eigene Weise elektrisierende Jawlensky- und Beckmann-Interpretationen. Die Künstlerin Chris Bleicher wiederum öffnete ihre Türen und gewährte mit einer Führung und einem Abendevent Einblicke in ihr künstlerisches Schaffen.



Licht, Design und Architektur
Kurz vor der LICHTWOCHE erhielten wir die traurige Meldung, dass der Lichtdesigner Ingo Maurer verstarb. Die Veranstaltungen bei Ingo Maurer wurden dennoch auf Wunsch des Unternehmens durchgeführt. Die Kreativwerkstätten befinden sich seit 1971 in der Schwabinger Kaiserstraße. Die Führungen durch diese, Designerei genannten, Projektstudios lockten am Montag viele interessierte Besucher an. Im Anschluss an die Führungen lud man zur Light Space Conversation mit Prof. Ludwig Wappner, der als Weggefährte Ingo Maurers die eine oder andere Anekdote zu erzählen wusste. Außerdem wurden fünf Lichtprojekte für den neuen Elisabethmarkt in Schwabing ausgestellt. Die Entwürfe entstanden in einer Kollaboration zwischen dem Lehrstuhl für Medieninformatik (LMU) und dem Lehrstuhl für Architektur (TU) in Zusammenarbeit mit Ingo Maurer. Zwei Tage später führte eine exklusive Presse-Tour in die »Heiligen Hallen« – die Produktionsstätten nach München-Neuaubing. Hier konnte man live erleben, wie die berühmten Maurer-Leuchten in Handarbeit hergestellt werden. Anschließend besichtigten die Medienvertreter das Residenztheater mit dem Ende Oktober fertiggestellten Lichtobjekt »Silver Cloud«. Hier erzählte Designer Axel Schmid mehr zur Entwurfsidee und Installation des Kunstwerkes. vor Anschließend ging es zum Sport Schuster, wo eine farbdynamische Lichtanlage die Kunden begrüßt. Designer Sebastian Hepting präsentierte das Projekt den Pressevertretern.

Das Schwabinger Tor ist eines der größten Bauprojekte im süddeutschen Raum. Auf dem Metro-Gelände entstand ein neues Quartier, in dem einmal über 1500 Menschen leben sollen, mit 200 Mietwohnungen und einem großen Hotel. Im Rahmen einer Führung stellten die Lichtplaner von Lumen3 das Lichtkonzept und die umgesetzte Außenbeleuchtung vor (Projektbericht s. LICHT 9 I 2019).

Wohl kaum ein anderes Stadtquartier in München steht so in der Medienberichterstattung wie das Werksviertel. Im Rahmen der LICHTWOCHE lud das Werksviertel-Mitte zusammen mit Focus Lighting zu einem Abend-Talk, u. a. mit dem Graffiti-Künstler Loomit. Im Anschluss hatten die Besucher Gelegenheit, das Quartier zusammen mit dem Künstler zu erkunden. Einige der Graffitis von Loomit und seinen Freunden wurden – wie auch an den nachfolgenden Abenden – extra angestrahlt.
Der Lichtdesigner Cédric Davies präsentierte rund 30 Gästen die neue Außenbeleuchtung des Pflaum Parks. Die Pollerleuchten in Rostoptik spenden nun ein warmes Licht in den Abendstunden und die denkmalgeschützte Backsteinfassade kommt mit dem dezenten Uplight-Streifenlicht zur Geltung. Die einst spärlich beleuchteten Eingänge wurden mit in Frankreich hergestellten Glasleuchten, die den Vorgängerleuchten nachempfunden sind, bestückt. Schöne Details komplettieren das neue Lichtkonzept, etwa die lichtspendenden Gartengeräte, die »Grashalme« aus Licht, die sich im Wind bewegen und der farbig illuminierte Brunnen mit App-Steuerung. Alle Leuchten kommunizieren untereinander und sind funkgesteuert.

Fachveranstaltungen und Workshops
Für Fachbesucher war der Dienstag vollgepackt mit interessanten Themen. Der Vormittag stand im Zeichen des Planer-Updates, den die TRILUX Akademie organisierte. Die Referenten gaben den Teilnehmern, allen voran Lichtplanern, einen kompakten Überblick über die neuesten rechtlichen Rahmenbedingungen in der Außen- und Innenbeleuchtung – kombiniert mit praxisrelevanten Tipps und Tricks. Der Nachmittag widmete sich dem Thema »Licht und Sicherheit im öffentlichen Raum« und Lichtverschmutzung. Im Rahmen dieser, von der Fachzeitschrift LICHT, organisierten Tagung gab es zunächst Vorträge. Viele Teilnehmer lauschten gespannt den Worten der Kriminologin und Polizeiwissenschaftlerin Dunja Storp. Denn sie hat auf das Thema Sicherheit und Licht eine von ihrer beruflichen Situation geprägte Sichtweise. (Artikel zum Thema s. LICHT 9 I 2019). Viel Diskussionsstoff lieferte dann das Thema Lichtverschmutzung in einer Podiumsdiskussion mit den Referenten, bei der sich auch viele Teilnehmer, darunter engagierte Bürgerinnen und Bürger, rege zu Wort meldeten.


Fachlich spannend wurde es, als das Münchner Lichtmesstechnik-Unternehmen Instrument Systems seine Türen ins Lichtlabor öffnete. Nach einer kurzen Einführung in die spektrale LED-Lichtmesstechnik zeigten die Münchner Spezialisten die vielfältigen Möglichkeiten, LED-Leuchten und Displays präzise zu messen.
Wer selbst etwas entwerfen oder entwickeln wollte, meldete sich zu den zahlreichen Workshops an. Das Thema 3-D-Druck liegt für viele Nutzer stark im Trend, das zeigte die schnell ausgebuchte zweitägige Workshop-Reihe »Druck Dir Dein Licht«, organisiert von der Plattform openLicht und Beta2Shape. Kinder zwischen 9 und 13 Jahren durften selbst als Lichtdesigner tätig werden. Gemeinsam mit dem Forschungsprojekt OpenLicht entwickelten sie smarte Designerlampen fürs Kinderzimmer. Einen Licht-Workshop für Kinder ab 6 Jahren bot auch wieder der Künstler Fabian Gatermann im HORIZONT-Haus an. Diese durften an ihren eigenen kleinen Lichtkunstwerken aus Linsen arbeiten und im Anschluss die Lichtobjekte mit nach Hause nehmen.
Wie fotografiert man Licht in der Architektur? Dieser Frage ging der Workshop »Architektur und Kunstlicht« nach. Bernhard Schoon, leidenschaftlicher Fotograf, experimentierte mit den Teilnehmern vor Ort und gab hilfreiche Tipps und Infos.
Exklusives und Feines
Exklusiv und edel ging es in der Porzellan Manufaktur Nymphenburg zu. Denn eine Führung ist hier regulär nicht möglich und so erhielten die Teilnehmer einen exklusiven Einblick in die Produktionswerkstätten. Die Besichtigung stand im Zeichen der neuen Leuchte »Spilla«, die der Lichtdesigner Joerg Krewinkel zusammen mit der Firma Sattler entwickelt hat. Die Besucher erfuhren Details vom Designer und Hersteller und erlebten die Produktion einer Leuchte vor Ort.

In München gehört das H‘ugo’s zu den absoluten Trendlokalen, in dem es angeblich die beste Pizza der Stadt gibt. Architektonisches Highlight sind die Tresorräume der ehemaligen Privatbank Hauck & Aufhäuser und die Schließfachräume mit den Originalfächern, die heute als Partylocation dienen. Im Rahmen der LICHTWOCHE präsentierte das Team von Deko-Light das Lichtkonzept und die Beleuchtung im Club und Tresorraum. Nach dem Rundgang lud man die rund 20 Gäste zum feinen Dinner mit erlesenen Drinks, wo es sich bei entspanntem Ambiente gut netzwerken ließ.

Die Abschlussgala
Traditionell endet die LICHTWOCHE München immer mit der Preisverleihung des »LUXI – Der LICHT-Preis«, der von der Fachzeitschrift LICHT vergeben wird. Hierbei werden innovative Leuchten und Lichtkonzepte von Studierenden ausgezeichnet, ebenso Produkte von Start-ups und Firmen. Diesmal setzte der Augustiner Keller den zünftigen Rahmen für die rund 200 geladenen Gäste, viele von ihnen erschienen in Dirndl und Lederhosen. Eine begleitende Ausstellung zeigte alle eingereichten Arbeiten des Wettbewerbs mit Plakaten und Leuchten. Üppig deftige Speisen und Dixie-Livemusik rundeten den geselligen Abend ab, moderiert von Nils-Peter Hey. Ehrengast des Abends war Schauspielerin Jutta Speidel, deren gemeinnützige Organisation HORIZONT e. V. die LICHTWOCHE wieder als Charity-Partner unterstützte. Am Abend kamen knapp über 300,- Euro an Spenden zusammen. Über die Eintrittsgelder der meisten Programmveranstaltungen wurden zusätzliche 804,- Euro an Spenden für HORIZONT e. V. eingenommen.

Die Gewinner
Eingereicht wurden 32 Arbeiten in den Kategorien Nachwuchspreis, Innovationspreis und Start-up-Preis. Die Teilnehmer des Nachwuchspreises stammen aus folgenden Hochschulen: AdBK München, Fachakademie Garmisch, FH Aachen, HTWG Konstanz, HdBK Saar, Hochschule Augsburg, KTH Stockholm, LMU München, TU München, Universität der Künste Berlin. Die Jury zeigte sich besonders beeindruckt von der hohen Qualität der diesjährigen Einreichungen. Die fünf Gewinner erhielten ein Preisgeld in Höhe von 500,- Euro und eine LUXI-Trophäe, entworfen von markusbischof produktdesign. Die Preisträger des Innovationspreises guttenberger+lichttechnik GmbH und HT Group spendeten ihr Preisgeld an eine karitative Einrichtung.

Kategorie 1: Nachwuchspreis
Lichtobjekt/Leuchte: TOCA von Birkan Gülöz, Jonas Nussbaum, FH Aachen
Auszug Jurybegründung:
TOCA ist eine außergewöhnliche Leuchte, die wie eine Schraubzwinge an Tischen oder Regalen befestigt wird. Die Möglichkeiten, TOCA zum Leuchten zu bringen, sind so vielfältig, dass es Spaß macht, mit ihr zu spielen: ob Licht nach oben, unten, mit oder ohne Fuß – ein einfaches Schrauben genügt. Die beiden Studierenden haben ihre Idee perfekt umgesetzt und auch die Arbeitsschritte hervorragend dokumentiert. Für den Handel wäre sie in ihrer aktuellen Ausführung jetzt schon vermarktbar.

Lichtkonzept: Ein Lichtwagon für Pendler von Anna Wawrzyniak, KTH Stockholm
Auszug Jurybegründung:
Anna Wawrzyniak aus Hamburg setzte sich in ihrer Masterthesis mit dem Zukunftsthema Pendlerverkehr in Großstädten auseinander. Sie hat sich gefragt, wie Pendler in U- oder S-Bahnen mit der richtigen Lichtqualität und -dosis unterstützt werden können. Dazu wählte sie eine tageslichtdynamische Beleuchtung, die morgens aktivieren und abends entspannen soll. Das Konzept ist gut durchdacht und birgt auch für Betreiber ein großes Potential.

Lichttechnik: IGNIS von Tobias Trübenbacher, Universität der Künste Berlin
Auszug Jurybegründung:
Feuer wird zu Wärme, Wärme zu Energie und Licht. Eine grandiose Idee, die mit der innovativen Peltier-Technologie in ein ansprechendes Leuchtendesign umgesetzt wurde. IGNIS zitiert die klassische Laterne zum Mitnehmen und für Draußen. Die Technologie wandelt Hitze von Flammen in Strom um und speichert sie. Ein heißer Ofen oder die Verbrennung von Flüssigkeiten, wie Speiseöl, Likör oder altes Bratfett, genügt. IGNIS ist perfekt umgesetzt, bis ins Detail durchdacht und würde sich sicherlich gut verkaufen.

Kategorie 2: Innovationspreis
HT Cover Healing Light von guttenberger+lichttechnik GmbH, HT Group
Auszug Jurybegründung:
Das Projekt »HT Cover Healing Light« zeigt, wie innovative Licht- und Gebäudetechnik in ein bedeutendes Zukunftsthema einfließen kann. Es geht um den würdevollen Regenerations- und Heilungsprozess von Patienten in Gesundheitseinrichtungen und Kliniken. Seit März 2019 verfügen zwölf Bettenplätze auf der neurologischen Intensivstation an der Uniklinik Erlangen über diese Lichtlösung, die den natürlichen Verlauf des Tageslichts nachbildet. Um eine optimale Lichtwirkung zu erzielen, befindet sich die Beleuchtung jeweils über und stirnseitig hinter den Betten. Durch den Einsatz dieser Lösung kann auf Allgemeinbeleuchtung sowie spezielles Behandlungslicht komplett verzichtet werden. Für Patienten und Angehörige wird ein beruhigendes Wohlfühllicht geschaffen, gleichzeitig verbessert es mit blend- und schattenfreier Ausleuchtung die Arbeitsbedingungen für das Ärzte- und Pflegepersonal.

Kategorie 3: Start-Up-Preis
Luke Roberts GmbH
Auszug Jurybegründung:
Jeder kennt das Problem in den eigenen vier Wänden: Man braucht eine Leuchte genau dort, wo es keinen Deckenauslass gibt. Das Start-up Luke Roberts aus Österreich löst mit dem »Model F« nun den Leidensdruck vieler Nutzer. 300 LEDs sorgen dafür, dass ein Raum von einer einzigen Lichtquelle aus in unterschiedlicher Intensität und wechselnder Farbstimmung ausgeleuchtet werden kann. Besonders clever ist die neuartige »Paint your Light«-Technologie, mit der sich durch einfache Mal-Gesten am Touchscreen das Licht in jede beliebige Richtung lenken lässt. Die Jury würdigt den Mut des Unternehmens, in diese Idee investiert zu haben.

Weitere Informationen:
Fotos von der LICHTWOCHE München, den Pressespiegel sowie alle LUXI-Einreichungen mit Beschreibung, Bildern, Videos und die Jurybegründung auf www.LICHTWOCHE-muenchen.de