Planung
Licht 3 | 2022

Licht lebt vom Kontext

Lichtwirkungen und Nutzungsszenarien

Licht an – Leistung an? So einfach ist es nicht. Ebenso vielfältig wie die Lichtwirkung auf den Menschen sind auch die Nutzungsszenarien, Architektur und Sehaufgaben. Neben wissenschaftlichen Faktoren diktiert vor allem der subjektive Kontext eine gelungene Lichtplanung. Als Teil eines interdisziplinären Ökosystems aus Architektur und Einrichtung entfaltet Licht seine volle Wirkung und macht aus funktionalen Räumen Orte des (Er-)Lebens.

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Faruk Pinjo

Abb.: Büros mutieren zunehmend zu Treffpunkten mit vielfältigen Aufgaben im Team. Die Ansätze in der Innenarchitektur und Lichtplanung reflektieren diesen Paradigmenwechsel. Foto: Faruk Pinjo

80 Prozent der Umgebungsinformationen nehmen Menschen über ihren Sehsinn auf. Doch Licht ist weit mehr als nur Informationsträger. Zumtobel verfolgt mit »Active Light« einen ganzheitlichen Ansatz, der die visuellen, emotionalen und biologischen Aspekte der Lichtwirkung auf das Wohlbefinden adressiert – zusammen mit zusätzlichen Faktoren, die in einem Raum auf Menschen einwirken.

  • Visueller Aspekt (Standard Lighting): Er beschreibt, wie gut Licht auf funktionaler Ebene Sehaufgaben unterstützt, die je nach Tätigkeit variieren. Hauptziel ist eine perfekte Erkennbarkeit der Arbeitsmaterialien. Visuelle Aspekte, etwa das Vermeiden von Blendungen, regeln Normen im Detail. Beispiele: In Lagern ist etwa eine Unterstützung auf vertikaler Ebene gefragt. Im Büro müssen sowohl Monitore reflexionsfrei erkennbar als auch Kontraste auf Papierunterlagen gut leserlich sein. In Shops muss Licht sowohl den Blick der Kunden zur inszenierten Ware lenken als auch die Arbeit des Personals, etwa an der Kasse, unterstützen.
  • Emotionaler Aspekt (Limbic Lighting): Über das limbische System erzeugt Beleuchtung unterschiedliche Stimmungen beim Menschen und beeinflusst sein gesamtes Raumempfinden. In einem Raum, in dem die Symbiose aus Licht, Architektur und Einrichtung als stimmig empfunden wird, erwachsen leichter positive Emotionen. Auch Überraschungseffekte durch dynamische Lichtveränderungen steigern das Wohlbefinden, regen aber auch die Kreativität und den Austausch an.
  • Biologischer Aspekt (Human Centric Lighting): Lichtempfindliche Ganglienzellen auf der Netzhaut enthalten den Sehfarbstoff Melanopsin und reagieren besonders empfindlich auf Licht im niedrigwelligen Spektralbereich, also mit hohem Blauanteil. Über die Melatonin-Ausschüttung stabilisieren diese Rezeptoren den zirkadianen Rhythmus. So kann passende Beleuchtung die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, die Schlafqualität und somit das allgemeine Wohlbefinden unterstützen. Besonders wichtig ist biologisch-wirksames Licht etwa im Schichtbetrieb, wo die Konzentration während der Arbeit aufrechtzuerhalten ist – ohne den Schlafrhythmus durcheinander zu bringen.

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