Licht, Klang und Bewegung
Noch bis zum 23. Februar 2020 zeigt Pirelli HangarBicocca in Mailand die größte Einzelausstellung des britischen Künstlers Cerith Wyn Evans: »….the Illuminating Gas« präsentiert 24 raumgreifende Werke aus Licht und Klang.

Cerith Wyn Evans hat in London am Central Saint Martins und am Royal College of Art studiert. Seine Karriere begann ab den späten 1970er-Jahren in der alternativen Kunstszene, mit der Produktion experimenteller Kurzfilme. Seit den 1990er-Jahren liegt sein Fokus auf Installationen, Skulpturen und Fotografien. Dabei arbeitet er bevorzugt mit dem Medium Licht, kombiniert mit Klangteppichen und Bezügen zu Wort und Sprache. Er greift dabei vor allem auf Neon-, aber auch auf LED-Licht zurück.


Licht als Kommunikationsform
Seine Arbeiten zeugen von Veränderung, von Transformation, was sich etwa als pulsierende Lichteffekte darstellt. Der Betrachter ist dazu eingeladen, die Werke räumlich zu erfahren, eigene Perspektiven zu finden, Interpretationen zu entwickeln. Cerith Wyn Evans schafft Bezüge zu anderen Künstlern, zu kulturellen Bereichen wie etwa Literatur, Musik oder Astronomie, und übersetzt diese Zitate in eine Art Code, eine neue »Sprache« aus Licht.
Die ortsspezifische Installation »StarStarStar/Steer (totransversephoton)« von 2019 empfängt den Besucher mit sieben imposanten LED-Lichtsäulen, die fast bis zur Decke reichen. Einem Rhythmus folgend, leuchten sie unabhängig voneinander auf und wechseln somit ihre Erscheinung von leuchtend zu transluzent. Von dort öffnet sich der Raum in eine lange Achse, die zu weiteren Kunstwerken führt. »Radiant Fold (…the Illuminating Gas)« beschreibt eine Neon-Lichtskulptur von 2017/2018. Mit diesen kreis- und strahlenförmigen Objekten nimmt Cerith Wyn Evans Referenz auf zwei Arbeiten des Malers und Objektkünstlers Marcel Duchamp (1887–1968). Dessen zitiertes Werk »Étant donnés: 1. La chute d‘eau, 2. Le gaz d‘éclairage« lieferte den Titel der Ausstellung: »Le gaz d‘eclairage« heißt auf Englisch »the Illuminating Gas«, das leuchtende Gas.
Cerith Wyn Evans Neonkunst nimmt die gesamte Länge der Ausstellungsfläche »Navate« ein. Installationen der Serie »Neon Forms (after Noh)« entstanden 2015 bis 2019. Sie stehen im Dialog zu »Forms in Space … by Light (in Time)« von 2017. Diese größere Formation von Neon-Skulpturen wurde ursprünglich für die Duveen Galleries des Tate Britain in London konzipiert und zeigt sich in Mailand in neuer Konfiguration. Die Bezeichnung »Noh« geht zurück auf das gleichnamige, traditionelle Theater aus Japan, das aus festgelegten Gesten der Akteure basiert. Cerith Wyn Evans überträgt diese Art der »Kodierung« auf seine Lichtskulpturen. Weitere Werke sind im anschließenden Bereich »Cubo« zu sehen, dem einzigen Raum mit natürlichem Licht.

Über Pirelli HangarBicocca
Roberta Tenconi und Vicente Todolí haben »….the Illuminating Gas« kuratiert, die Ausstellung erstreckt sich über mehr als 5000 Quadratmeter des Pirelli HangarBicocca. Die gemeinnützige Organisation widmet sich der Förderung zeitgenössischer Kunst, sie organisiert Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen, die der Öffentlichkeit frei zugänglich sind.
Weitere Informationen
www.pirellihangarbicocca.org
Autorin: Andrea Mende, freie Redakteurin, Leipzig