Industriedenkmal mit neuer Strahlkraft
Duisburg hat eine beliebte Landmarke zurück: Nach über zwei Jahren Dunkelheit erstrahlt der Duisburger Stadtwerketurm seit 2018 wieder Nacht für Nacht und weithin sichtbar im altbekannten Grün.

1966 wurde der Stadtwerketurm in Duisburg gebaut. Bis Ende 2012 diente er als Schornstein für die Abführung von Rauchgasen aus den Heizkraftwerken am Standort Duisburg-Hochfeld. Bereits kurz nach seinem Bau galt der Turm als »neues Wahrzeichen« Duisburgs. Zusammen mit einem rund 70 Meter hohen Betonsockel, bringt es der Stadtwerketurm auf stolze 180 Meter Gesamthöhe und überragt so die meisten Duisburger Gebäude.
In unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums und des bekannten Innenhafens gelegen, ist die Symbolträchtigkeit des Turms von großer Bedeutung und für die Bürger der Stadt Duisburg mit einem hohen Wiedererkennungswert verbunden. Bereits auf der Zufahrt zur Stadt von Westen und Norden aus ist der Turm zum Erkennungszeichen der Duisburger für ihre Stadt geworden. Die starke Ausstrahlung des Stadtwerketurms wurde in den 1990er Jahren noch verstärkt, als das Bauwerk seine bis heute bekannte grüne Illumination erhielt. Zwischen 2016 und 2018 hüllte sich der Turm allerdings in Dunkelheit.
Stilllegung erforderte neues Nutzungskonzept
Ursprünglich wurde der Stadtwerketurm als »Haltekonstruktion« für drei 110 Meter hohe Rauchgasrohre mit einem Durchmesser von drei Metern gebaut. Im Gegensatz zu anderen Türmen dieser Art, sind die Rohre nicht innerhalb einer Stahlbetonkonstruktion verborgen, sondern von außen gut sichtbar installiert. Als das Heizkraftwerk Duisburg-Hochfeld 2012 stillgelegt wurde, verlor der Schornstein seine technische Funktion. Unabhängige Gutachter stellten zudem fest, dass die drei Kaminrohre zunehmend korrodieren.
Nachdem die Rauchgasrohre in ihrer ursprünglichen Funktion nicht mehr benötigt wurden und Sicherheitsgründe ihren Rückbau erforderten, stellte sich die Frage einer alternativen Nutzung. Der Stadtwerketurm muss heute keine statischen und konstruktiven Aufgaben mehr erfüllen. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Stahlkonstruktion gilt er jedoch als Vorzeigewerk der Ingenieurskunst und steht deshalb unter Denkmalschutz.

Denkmalschutz fordert Lichtplaner heraus
Die Herausforderung für Lichtarchitekt Peter Brdenk aus Essen war schon vor Beginn seiner Arbeit klar: Als Denkmal sollte der Stadtwerketurm nach Abschluss des Projekts möglichst wieder so erstrahlen wie vorher – so schreibt es die Denkmalbehörde vor. Einzig erlaubte Veränderung war die Entfernung der drei Rauchgasrohre. Diese mussten im Rahmen der Rückbauarbeiten aufwendig demontiert werden.
2017 begann die Deinstallation der Rauchgasrohre, gleichzeitig startete auch die Planung eines neuen Beleuchtungskonzepts. Allerdings fehlte dem Turm ohne die drei Rohre eine riesige Reflexionsfläche für das Licht. Deshalb mussten Zahl und Anordnung der neuen Leuchtmittel genau durchdacht werden, um ein optimales Lichtbild zu erzeugen. Hinzu kam der Faktor, dass die Beleuchtungskörper weitgehend unsichtbar bleiben sollten und das Licht trotzdem jedes Detail in der Nacht sichtbar machen sollte.
Grün bleibt dominant
Durch eine Kombination aus verschiedenartig geformten LED-Leuchtkörpern, darunter 180 Strahler und 256 Meter Lichtlinien, ist es gelungen, diese Aufgaben zu lösen. Die Beleuchtungskörper illuminieren die filigrane Stahlkonstruktion des Stadtwerketurms so, dass diese in der Dunkelheit ideal zur Geltung kommt. Um die Leuchtmittel mit Strom zu versorgen, waren 4.500 Meter Kabel notwendig, 2.400 Meter davon in der Vertikalen innerhalb der Aufzugröhre in der Turmmitte. Aufgrund der RGB-Ausführung ist es heute möglich, zahlreiche verschiedene Lichtbilder zu erschaffen, auch wenn im Fokus der Planung zunächst fünf besondere Bilder stehen sollten. Dominant bleibt dabei das grüne Lichtbild, das den Turm über die Grenzen der Stadt Duisburg sichtbar macht.
Weitere Informationen:
Projekt: Duisburger Stadtwerketurm
Bauherr: Stadtwerke Duisburg
Fertigstellung: 2018
Architekten: Architekturbüro Planwerk Essen, Essen, www.peterbrdenk.de
Elektroplaner: Octeo Multiservices GmbH, Duisburg, www.octeo.dvv.de
Lichtplaner: Peter Brdenk, Essen, www.peterbrdenk.de
Statik / Befestigung Beleuchtung: Prof. Dr.-Ing. Constantin Verwiebe, Krefeld, www.verwiebe.com
Fotos: Daniel Tomczak, Duisburger Versorgungs-und Verkehrsgesellschaft mbH