Planung
Licht 3 | 2021

Genesung, Erholung und Entspannung

Abwechslungsreiches Licht in der Klinik im Alpenpark

Während Rehabilitationsphasen spielt die Beleuchtung eine wichtige Rolle für den Genesungserfolg. Ihre primäre Funktion, anfallende Sehaufgaben zu gewährleisten, rückt dabei zwar in den Hintergrund, muss aber dennoch Berücksichtigung finden. Die Lösung ist oft eine gesunde Mischung aus Funktionslicht und dekorativem Licht, wie die Klinik am Alpenpark beweist.

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Abb.: Die Zimmergestaltung in der Klinik im Alpenpark erinnert eher an ein luxuriöses Hotel als an eine Rehabilitationseinrichtung. Die wohnlichen Leuchten von Molto Luce schaffen mit ihrer warmen Lichtfarbe das gewünschte Ambiente. Alexander Schwarz

Lichtlösungen für das Gesundheitswesen sind aufgrund der unterschiedlichen Aufgabenbereiche breit gefächert und lassen sich kaum pauschalisieren. Insbesondere in »Funktionsräumen« wie Behandlungszimmern, OP-Sälen oder Krankenstationen steht das notwendige Beleuchtungsniveau im Vordergrund der Planung. Anders verhält es sich in Rehabilitationsstätten mit psychosomatischem Schwerpunkt. Hier steht die physische und psychische Genesung der Patienten im Fokus, weshalb die geforderten Lichtstimmungen zum Teil grundlegend unterschiedlich sein müssen. Die auch in diesen Einrichtungen vorhandenen Behandlungsräume sind selbstverständlich separat zu betrachten.

Wohlfühlatmosphäre durch Lichtwirkung

Ohne Frage sind auch in einer Rehabilitationseinrichtung gewisse Grundregeln der Beleuchtung einzuhalten. Da solche Einrichtungen aber keine Kliniken im üblichen Sinn sind, können sie hinsichtlich der Beleuchtung flexibler und individueller ausgestattet werden. Die Gäste des Hauses, die Patienten, befinden sich in der Erholungsphase nach einer Erkrankung, einem Unfall oder einem anderen Gebrechen. Da ist es mehr als wünschenswert, dass das Augenmerk voll und ganz auf der schnellen und angenehmen Verbesserung des physischen und psychischen Zustandes liegt.

Diese Wohlfühlatmosphäre kann nicht nur durch die grundsätzliche Formgebung der Leuchten, sondern besonders durch die Lichtwirkung spürbar verstärkt werden. In der Klinik am Alpenpark haben die Planer diese Aufgabe durch eine Kombination aus funktionalem und dekorativem Licht gelöst. Dabei haben sie die technischen Eigenschaften der Leuchten, also insbesondere die Lichtcharakteristik und die Wahl der Lichtfarbe, in den Vordergrund gerückt, um die gewünschte Stimmung zu erzeugen.

Entstanden ist dabei eine Mischung aus weichem Raumlicht und akzentuierten Strahlern. Die warmen Lichtfarben zwischen 2.700 und 3.000 Kelvin erzeugen eine gemütliche Atmosphäre, die auch in Wohnräumen eingesetzt wird. Obwohl auf eine Lichtsteuerung (biodynamisches Licht bzw. Human Centric Lighting) gänzlich verzichtet wurde, wurde die gewünschte Wirkung erzielt, nämlich eine umfassende Wohlfühlatmosphäre zu schaffen.

Hotel oder Klinik?

Beim Betreten der Klinik am Tegernsee (im Alpenpark) erinnert auf den ersten Blick nichts an den Aufenthalt in einer medizinischen Einrichtung. Warme Farben und Holztöne, geschmackvolle Innenarchitektur gepaart mit ebensolchem Mobiliar wecken eher Erinnerungen an das Ankommen im Hotel am Wunschurlaubsziel. Die Beleuchtung, bestehend aus rauchigen Glaspendelleuchten, Deckenspots und einer runden, großformatigen Profilleuchte, verbreitet ein angenehmes und luxuriös anmutendes Flair. Die Pendelleuchten befinden sich meist in den Ecken und Übergängen der Räume und lösen damit die Geometrie auf.

Abb.: Die abwechslungsreiche Innenarchitektur der »Lobby« lässt die Patienten vergessen, dass sie gerade eine medizinische Einrichtung betreten. Lichtringe von Sattler erzeugen in Kombination mit Occhio-Strahlern und Molto-Luce-Pendelleuchten ein spannendes Wechselspiel. Alexander Schwarz

Abb.: Selbst Bildschirmarbeitsplätze sind unkonventionell mit abgependelten Leuchtengruppen versehen. Das spiegelnde, rauchige Glas sorgt für ein wohnliches Flair. Alexander Schwarz

Im Zentrum des Empfangs befindet sich ein Lichtobjekt aus direkt und indirekt strahlenden Profilringen, die durch ihre ineinander verschachtelte Anordnung und die filigrane Erscheinung ein großes Maß an Leichtigkeit ausstrahlen. Die teils mit Echtholz verkleideten Wände werden durch die dekorativen Strahler an den Decken spannend inszeniert. Diese erzeugen ein Spiel aus Licht und Schatten. Über die eher funktional und mit runden LED-Flächenleuchten ausgeleuchteten Treppenhäuser gelangt der Besucher in die Flure, die zu Zimmern, Suiten oder zu den verschiedenen Behandlungsräumen führen. Die Behandlungsräume ähneln durch die großformatigen und mit regionalem Bezug versehenen Fotografien eher einer Kunstgalerie. Der Laufweg und die Kunstwerke sind über ein schwarzes Lichtschienensystem ausgeleuchtet, das dank unterschiedlicher Schaltmöglichkeiten individuell genutzt werden kann.

Gemütliche Atmosphäre vom Zimmer bis zum Restaurant

Auf die jeweiligen Zimmer und Suiten weisen Sonderleuchten aus Stoff mit aufgedruckten Zimmernummern hin. Die dahinter befindlichen Räume erinnern ebenfalls eher an luxuriöse Hotelzimmer als an eine medizinische Einrichtung. Großvolumige Stoffpendelleuchten sind so an der Decke verteilt, dass sie sowohl eine gemütliche Atmosphäre erzeugen als auch für eventuell notwendige Untersuchungen im Zimmer ein ausreichendes Beleuchtungsniveau bieten. Leseleuchten mit flexiblem Leuchtenarm und eng gerichtetem Lichtkegel sorgen an den Betten für ein angenehmes und ausreichendes Lichtniveau, ohne den Bettnachbarn zu stören.

Abb.: Die Galerie- und Grundbeleuchtung der Flure erfolgte über ein schaltbares Schienensystem, das eine Grundbeleuchtung schafft und die vorhandenen Fotos wirkungsvoll inszeniert. Alexander Schwarz

Abb.: Die Schirmleuchten an den Zimmern und Suiten wurden mit Zimmernummern versehen und sind so nicht nur praktischer Eyecatcher, sondern dienen auch der Orientierung. Alexander Schwarz
Abb.: Weder die Gestaltung noch die Lichtwirkung des Restaurants im Erdgeschoss hat etwas mit einer Kantine gemein. Hell-/Dunkel-Effekte der Spots, indirekt abstrahlende Lichtquellen an den Wänden und abgependelte Wohnraumleuchten verstärken den gemütlichen Raumcharakter. Alexander Schwarz

Das im Erdgeschoss befindliche Restaurant und Café mit angeschlossener Terrasse reiht sich in das durchweg wohnliche und gemütliche Ambiente ein. Die teils durch System- und Einzelleuchten geführte Lichtwirkung hat nichts mit einer nüchternen Kantinenbeleuchtung zu tun, die man in einer medizinischen Einrichtung erwarten würde und passt sich stattdessen in die gemütliche Innenarchitektur ein. Auch hier sorgen dekorative Strahler für eine spannende Beleuchtung der mit Holzsparren verkleideten Wände. Indirekt abstrahlende LED-Strips in den Fugen sind ein weiteres visuelles Highlight. Einer der Räume im Restaurant ist mit rustikalen Pendelleuchten mit Metallschirm beleuchtet und versetzt den Gast so in einen regional typischen Schankraum. Mit der ausgewogenen Beleuchtung schafft es die Klinik, dass sich Genesene fast wie Urlaub anfühlt.

Weitere Informationen:

Bauherr: Kirinus Alpenpark Klinik, Bad Wiessee, www.klinik-alpenpark.de

Leuchtenhersteller: Molto Luce GmbH, Wels, www.moltoluce.com; Occhio GmbH, München, www.occhio.de; Sattler GmbH, Göppingen, www.sattler-lighting.com

Lichtplaner: Molto Luce GmbH, Niederlassung München

Text und Fotos: Alexander Schwarz, Niederwalgern, www.schwarzlichtfotografie.de

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