Design
Licht 3 | 2020

Feminin und geradlinig

Im Portrait: Designerin Hanne Willmann

Hanne Willmann gründete ihr Studio 2015, sie entwirft Möbel, Leuchten und Accessoires. Auf der imm cologne im Januar 2020 stellte die Berlinerin ihre neueste Leuchte »Flakes« vor, die sie für Favius entworfen hat. Die LICHT-Redaktion traf die Designerin am Stand der jungen Designmarke aus Regensburg.

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Abb.: Jede Leuchte »Flakes« ist ein Unikat: der Glaskolben wird in farbigen Glaskörnern gerollt, erhitzt und aufgeblasen. Auch der Sockel besteht aus Glas, die Leuchte ist in drei Farben erhältlich und dimmbar. Foto: Favius Clemens Mayer, Favius

Hanne Willmann studierte in Berlin an der Universität der Künste und an der Elisava in Barcelona. Nach ihrem Studium arbeitete sie zunächst für das Designstudio Autoban in Istanbul, später für Werner Aisslinger in Berlin. Bereits zwei Jahre nach ihrer Studiogründung begann sie an der Universität der Künste selbst zu unterrichten.

Abb.: Hanne Willmann gründete ihr Studio in Berlin 2015. Sie gewann bereits mehrere Preise, darunter drei Mal den German Design Award. Seit 2017 lehrt sie an der Universität der Künste in Berlin. Foto: Thomas Wiuf Schwartz Thomas Wiuf Schwartz, www.thomaswiufschwartz.com

Individuelle Objekte

Die Leidenschaft für handwerkliche Traditionen und die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Materialien verbindet Hanne Willmann mit der Marke Favius, die seit 2017 besteht. Tischleuchte »Flakes« ist aus diesem Manufakturgedanken entstanden. Charakteristisch für das prägnante Lichtobjekt ist der Diffusor aus mundgeblasenem Glas, den die bayerische Glasmanufaktur Freiherr von Poschinger nach klassischer Glasbläsertechnik anfertigt. »Wir sind zusammen mit Favius in den Bayerischen Wald gefahren und haben uns einen Tag lang mit Benedict Freiherr von Poschinger mit deren Herstellungstechniken auseinandergesetzt«, berichtet Hanne Willmann. Dort beobachtete die Designerin, wie Gartenkugeln mit Glassplittern gestaltet wurden. Das inspirierte Hanne zum Entwurf von »Flakes«. »Wir mussten diese Technik unbedingt größer skalieren und mit Licht verbinden«, so Hanne. Was sie bei diesem Entwurf am meisten gereizt hat, war die Herangehensweise. »Als erstes kam die Auseinandersetzung mit dem Kunsthandwerk der Glasbläserei. Die Form war diesmal ganz hintenangestellt, sie hat sich natürlich im Prozess ergeben.«

Abb.: Die Struktur von Pendelleuchte »Astrée« besteht aus einem matt lackierten Metallring (ø 36 cm) und einem schlanken Glas-Diffusor in Schwarz oder Weiß. Dieser nimmt eine LED-Lampe mit E14-Sockel auf. Foto: Hartô Hartô
Abb.: Für Pendelleuchte »Percent« hat Hanne den LED-Ring hälftig mit einem lichtgrau beschichteten Metallschirm verdeckt. Die schlanke Leuchte misst 30 x 30 x 3,5 cm. Hersteller ist Eno Studio. Foto: Thomas Wiuf Schwartz Thomas Wiuf Schwartz, www.thomaswiufschwartz.com

Schlicht mit Fokus auf Details

»Flakes« war das dritte und eher poetisch-anmutende Lichtobjekt, das Hanne entworfen hat. Im Vergleich dazu wirken ihre ersten Leuchtendesigns sehr reduziert und vielmehr technisch. Pendelleuchte »Astrée« besteht aus einem filigranen Metallring, in dessen Mitte sich der röhrenförmige Diffusor aus mattiertem Glas befindet. Die Leuchte entstand für das französische Label Hartô. Diese geometrische Linie nimmt auch Pendelleuchte »Percent« auf, ein Projekt für Eno Studio aus Frankreich. LED-Leuchtring und die Abdeckung aus Metall bilden jeweils einen offenen und geschlossenen Halbkreis.

Die LICHT-Redaktion wollte wissen, was Hanne daran fasziniert, mit dem Medium Licht zu arbeiten. »Licht zieht die Blicke an, das Produkt strahlt noch über sich selbst hinaus. Ich finde es großartig, dass es immer zwei Zustände bei Produkten mit Licht gibt. An und aus. Und in beiden Fällen muss es ein überzeugendes Produkt sein. Das ist eine spannende Aufgabe. Daher mag ich es auch, ikonenhaft zu gestalten, wenn es um Leuchten geht. Sie wirken auch ausgeschaltet wie ein Objekt der Begierde«, erklärt sie. In ihrer Auswahl der Werkstoffe bleibt sie gern flexibel: »Oft ist Metall ein typisches Material. Ich wäre aber auch offen dafür, mit Textilien oder ganz außergewöhnlichen Materialien und Licht zu experimentieren.«

Abb.: Solche bunten Glaskugeln animierten Hanne zum Design für »Flakes«. Sie übersetzte die Herstellungsweise auf eine größere Dimension und wählte drei Farben aus: Kristall-Weiß, Kristall-Blau und Rauchgrau-Schwarz. Foto: Studio Hanne Willmann Studio Hanne Willmann
Abb.: Jeder mundgeblasene Glaskörper der »Flakes« zeigt eine eigene, markante Zeichnung. Der Wechsel aus transparenten und opaken Flächen macht den Reiz der Leuchte aus. Foto: Studio Besau-Marguerre für Favius. Foto: Studio Hanne Willmann Studio Hanne Willmann

Weitere Informationen:

Hanne Willmann, www.hannewillmann.com

Favius, www.favius.de

Glasmanufaktur Freiherr von Poschinger, www.poschinger.de

Hartô, www.hartodesign.fr

Eno Studio, www.enostudio.fr

Autorin: Andrea Mende, freie Redakteurin, Leipzig

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