Feminin und geradlinig
Hanne Willmann gründete ihr Studio 2015, sie entwirft Möbel, Leuchten und Accessoires. Auf der imm cologne im Januar 2020 stellte die Berlinerin ihre neueste Leuchte »Flakes« vor, die sie für Favius entworfen hat. Die LICHT-Redaktion traf die Designerin am Stand der jungen Designmarke aus Regensburg.

Hanne Willmann studierte in Berlin an der Universität der Künste und an der Elisava in Barcelona. Nach ihrem Studium arbeitete sie zunächst für das Designstudio Autoban in Istanbul, später für Werner Aisslinger in Berlin. Bereits zwei Jahre nach ihrer Studiogründung begann sie an der Universität der Künste selbst zu unterrichten.

Individuelle Objekte
Die Leidenschaft für handwerkliche Traditionen und die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Materialien verbindet Hanne Willmann mit der Marke Favius, die seit 2017 besteht. Tischleuchte »Flakes« ist aus diesem Manufakturgedanken entstanden. Charakteristisch für das prägnante Lichtobjekt ist der Diffusor aus mundgeblasenem Glas, den die bayerische Glasmanufaktur Freiherr von Poschinger nach klassischer Glasbläsertechnik anfertigt. »Wir sind zusammen mit Favius in den Bayerischen Wald gefahren und haben uns einen Tag lang mit Benedict Freiherr von Poschinger mit deren Herstellungstechniken auseinandergesetzt«, berichtet Hanne Willmann. Dort beobachtete die Designerin, wie Gartenkugeln mit Glassplittern gestaltet wurden. Das inspirierte Hanne zum Entwurf von »Flakes«. »Wir mussten diese Technik unbedingt größer skalieren und mit Licht verbinden«, so Hanne. Was sie bei diesem Entwurf am meisten gereizt hat, war die Herangehensweise. »Als erstes kam die Auseinandersetzung mit dem Kunsthandwerk der Glasbläserei. Die Form war diesmal ganz hintenangestellt, sie hat sich natürlich im Prozess ergeben.«


Schlicht mit Fokus auf Details
»Flakes« war das dritte und eher poetisch-anmutende Lichtobjekt, das Hanne entworfen hat. Im Vergleich dazu wirken ihre ersten Leuchtendesigns sehr reduziert und vielmehr technisch. Pendelleuchte »Astrée« besteht aus einem filigranen Metallring, in dessen Mitte sich der röhrenförmige Diffusor aus mattiertem Glas befindet. Die Leuchte entstand für das französische Label Hartô. Diese geometrische Linie nimmt auch Pendelleuchte »Percent« auf, ein Projekt für Eno Studio aus Frankreich. LED-Leuchtring und die Abdeckung aus Metall bilden jeweils einen offenen und geschlossenen Halbkreis.
Die LICHT-Redaktion wollte wissen, was Hanne daran fasziniert, mit dem Medium Licht zu arbeiten. »Licht zieht die Blicke an, das Produkt strahlt noch über sich selbst hinaus. Ich finde es großartig, dass es immer zwei Zustände bei Produkten mit Licht gibt. An und aus. Und in beiden Fällen muss es ein überzeugendes Produkt sein. Das ist eine spannende Aufgabe. Daher mag ich es auch, ikonenhaft zu gestalten, wenn es um Leuchten geht. Sie wirken auch ausgeschaltet wie ein Objekt der Begierde«, erklärt sie. In ihrer Auswahl der Werkstoffe bleibt sie gern flexibel: »Oft ist Metall ein typisches Material. Ich wäre aber auch offen dafür, mit Textilien oder ganz außergewöhnlichen Materialien und Licht zu experimentieren.«


Weitere Informationen:
Hanne Willmann, www.hannewillmann.com
Favius, www.favius.de
Glasmanufaktur Freiherr von Poschinger, www.poschinger.de
Hartô, www.hartodesign.fr
Eno Studio, www.enostudio.fr
Autorin: Andrea Mende, freie Redakteurin, Leipzig