Einhundert Jahre Hahn-Licht
Wir befinden uns im Jahr 2019. Die ganze Licht-Branche erlebt augenblicklich einen nie gekannten Umbruch. Die ganze Licht-Branche? Nein, ein seit vier Generationen familiengeführtes Unternehmen aus Berlin blickte im September zurück auf seine einhundertjährige Geschichte. Die Verbindung von handwerklichem Können und innovativer Technik ist das Erfolgsrezept, mit dem Hahn-Licht auch in Zukunft seine Position am Markt behauptet.

Wie alles begann
Die Geschichte des vor allem für seine Außenleuchten bekannten Unternehmens beginnt 1919 in Berlin-Kreuzberg. Der gelernte Metalldrücker und Firmengründer Gustav Hahn fertigt, ab 1922 gemeinsam mit seinem Sohn Bruno, zunächst Drückteile, später komplette Gasleuchten. In den Kriegszeiten 1939 – 1945 ausgebombt, zieht das Unternehmen an die Kottbusser Straße und produziert zum Überleben Puppengeschirr aus alten Gasmasken. In den Wirtschaftswunderjahren ab 1950 ist die Produktionspalette noch breit gefächert: Es reicht über Zulieferteile für Bremsvorrichtungen, Aufzüge, Geldzählmaschinen und Haartrockner. Als Konstante bleibt die Fertigung von Gasleuchten – und zwar ab 1960 unter eigenen Namen nach dem Erwerb dieses Fertigungsteil von der Firma BAMAG. In den 1960er und 70er Jahren tritt mit Bruno Hahns Tochter und Schwiegersohn, Christa und Friedrich Wilhelm Perssen, die dritte Generation in das Unternehmen ein. Mit dem Umzug in die Hermannstraße 1972 beginnt die Herstellung elektrischer Versionen von Gasleuchten. In die 1980er Jahre fällt der Umzug in den heutigen Firmensitz in der Warmensteinacher Straße in Berlin-Buckow, die Umwandlung in eine GmbH und die Realisation spannender Projekte wie 1987 die Beleuchtung des Alten Elbtunnels in Hamburg. Dazu gehört auch die lizenzierte Fertigung einer Ikone des Industriedesigns, der Original Peter-Behrens-Leuchte, sowie erste objektbezogene Innenleuchten. Mit der 1989 realisierten Beleuchtung des U-Bahnhofs Hermannplatz beginnt die bis heute erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Berliner Verkehrsbetrieben. 1992 schließlich tritt mit Karin Rosenmeyer die aktuelle Geschäftsführerin und vierte Gründergeneration in das Unternehmen ein.


Hahn-Licht im Neuen Jahrtausend
In den kommenden Jahren schärft Hahn-Licht sein Profil als Hersteller maßgeschneiderter Straßen-, Außen- und objektbezogener Sonderleuchten. So realisiert das Unternehmen im Jahr 2000 ein Projekt in Basel, wo erstmals sein selbstentwickeltes Indirekt-Reflektor-System für historische Leuchten zum Einsatz kommt. Seit 2001 ist Hahn-Licht auch in Amsterdam aktiv mit Lichtlösungen auf Basis von Hängeleuchten für Seilabspannungen. 2009 tritt Stefan Krinowsky, Ehemann der Geschäftsführerin, als Prokurist in das Unternehmen ein.
Vom Gaslicht zur LED
Die schrittweise Ablösung konventioneller Leuchtmittel durch die LED geht Hahn-Licht von an Anfang an mit – trotz der zu diesem Zeitpunkt noch »belächelten« Effizienz der LED in der Außenbeleuchtung. Bereits 2010 rüstet der Hersteller in Berlin die Friedrichsgracht am Kupfergraben gegenüber dem Auswärtigen Amt mit 50 LED-Leuchten aus. So erweist sich das Unternehmen als »leuchtendes« Beispiel für die gelungene Verbindung handwerklicher Fähigkeiten, moderner Fertigungsmethoden, zukunftsorientierter Techniken, hochwertiger Materialien, gestalterischer Vielseitigkeit, großer Anpassungsfähigkeit an den Markt und hoher Flexibilität bei der Berücksichtigung von Kundenwünschen. Als Berliner Unternehmen ist Hahn-Licht verstärkt in der Spreemetropole aktiv, die weltweit die meisten Gas betriebenen Straßenleuchten unterhält und dafür effizienten Ersatz sucht. So produziert Hahn-Licht 2011 erstmals neunflammige LED-Module in Gasoptik für den Berliner Gerickesteg, einer Fußgängerbrücke über die Spree. Auch ermöglicht die Gründung der Arbeitsgemeinschaft Gaslicht (ARGE GAL) im gleichen Jahr zusammen mit den Berliner Unternehmen Selux und Braun die Entwicklung erster LED-Module für Gasersatzleuchten.

Die Kundenzufriedenheit im Fokus
Der Vertrieb von Leuchten, Masten und Wandarmen über einen externen Webshop ab 2011 erlaubt dem Unternehmen, sich auf die öffentliche Beleuchtung zu fokussieren. In den Folgejahren realisiert Hahn-Licht große Projekte in der Kölner Altstadt, für die 70 mit LED bestückte Antikleuchten geliefert werden, und Düsseldorf u.a. mit der Beleuchtung des Wohnungsbauprojektes Heinrich-Heine-Gärten durch 100 historische Mastleuchten. In Berlin übernimmt Hahn-Licht die LED-basierte Turmuhrenbeleuchtung der Gedächtniskirche, ist am UNESCO-Welterbe Forum Museumsinsel und im denkmalgeschützten Haus Cumberland am Kurfürstendamm aktiv. 2015 entwickelt der Hersteller gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten Neumann & Gusenburger eine für Grünanlagen geeignete, LED-bestückte Variante der Hängeleuchte »A11« zur Beleuchtung des Treptower Parks. Bis 2018 folgen weitere Projekte mit LED-Hängeleuchten in Berlin, deren Effizienz stetig verbessert und die dabei gewonnenen Erkenntnisse für weitere Aufträge genutzt werden. Höhepunkt der jüngsten Firmengeschichte bildet die Lieferung von 250 LED-Schinkelleuchten, die selbst Gustav Hahn nicht ohne weiteres von seinen Gasleuchten unterscheiden könnte.


Das Firmenjubiläum: Bodenständig und innovativ
Am 6. September feierte Hahn-Licht sein 100-jähriges Bestehen in der Tradition seiner Firmenphilosophie: bodenständig und innovativ zugleich. Auf dem Firmengelände fanden sich Kunden, Lieferanten und Freunde des Unternehmens ein, ließen es sich auf dem angebotenen Berliner Street-Food-Markt inklusive Boulette und Kartoffelpuffer 2.0 samt regionalen Getränken gut gehen – und die Gastgeber hochleben. Die Geschäftsführung freute sich, zu ihren Gästen auch den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, und den Bezirksbürgermeister Martin Hikel zu zählen. Beide würdigten Hahn-Licht mit sehr persönlichen Grußworten und besichtigten interessiert die Fertigung.



Zukunftsperspektiven
Geschäftsführerin Karin Rosenmeyer wird auch zukünftig der Unternehmensphilosophie treu bleiben: »Im Familienunternehmen wird langfristig gedacht und gehandelt: Die Sicherung der Arbeitsplätze, höchste Qualität und damit Kundenzufriedenheit stehen bei Hahn-Licht seit jeher im Fokus. Ebenso unerlässlich ist es, Trends zu erkennen, neue Technologien zu adaptieren und täglich nach Verbesserung zu streben. Dazu kommt der Wille, ein erfolgreiches Unternehmen an die nächste Generation zu übergeben.« Sie blickt mit Zuversicht in eine innovative Zukunft: Die Zertifizierung für das Lichtmanagement CityTouch und die Einführung der 3D-Konstruktionen im Jahre 2018 waren wichtige Schritte in Richtung Digitalisierung der Fertigung. Mit Marc Rosenmeyer, Sohn der Geschäftsführerin, steht die fünfte Generation in den Startlöchern: Er wird zunehmend den technischen Part der Unternehmensführung übernehmen. Zu den nächsten Schritten gehören die ISO-Zertifizierung im kommenden Jahr, die schrittweise Vollendung der Digitalisierung der Fertigung sowie Neustrukturierung und Ausbau des Vertriebs. Es bleibt spannend!
Weitere Informationen:
Gustav Hahn GmbH, Berlin, www.hahnlichtberlin.de
Text: Britta Hölzemann und Karin Rosenmeyer
Fotos: Gustav Hahn GmbH