Das Aus kommt schneller als gedacht! Die Zukunft auch.
Endlich Schluss mit Quecksilber: Die neuen Ergänzungen zur RoHS Richtlinie werden zu einem noch stärkeren Treiber der LED-Transformation als das T8-Lampenverbot durch die Ökodesign-Verordnung. Was bedeutet das für Modernisierungsprojekte?

Während die Ökodesign-Richtlinie bestimmte Mindestenergieeffizienzwerte für Leuchtmittel vorschreibt, gehen die neuen Ergänzungen zur RoHS Richtlinie (Restriction of Hazardous Substances in electrical and electronic Equipment) einen Schritt weiter: Sie beenden die meisten Sonderregelungen zur Verwendung von Quecksilber in Entladungslampen, da für alle Standardanwendungen quecksilberfreie LED-Lösungen als Alternative zur Verfügung stehen. Damit ist das Inverkehrbringen von klassischen Quecksilberdampf-Entladungslampen ab 2023 aus Gründen des Gesundheits- und Umweltschutzes unabhängig vom Sockelsystem in mehreren Stufen weitestgehend verboten (s. Grafik). Da die betroffenen Lösungen jahrzehntelang als Standard in allen Applikationen, ob Industrie, Office oder Retail eingesetzt wurden, steigt bei vielen Bestandssystemen der Handlungsbedarf. Grund dafür sind neben den neuen rechtlichen Rahmenbedingungen die enormen Potenziale einer Beleuchtungsmodernisierung, etwa im Blick auf Energieeinsparungen, Lichtqualität, Gebäudeatmosphäre, Inszenierung und Smartness. Welche Sanierungs- und Modernisierungsoptionen gibt es? Wo liegen die Unterschiede, Chancen und Risiken? Ein Überblick.
Retrofit-Lösung – wenig Aufwand, viele Fragezeichen
Auf den ersten Blick scheint eine Modernisierung mit Retrofit-Lampen eine schnelle und einfache Lösung – denn durch den Austausch der veralteten Leuchtmittel gegen Retrofit-Lampen lassen sich Installationsaufwand und Kosten scheinbar minimieren. Häufig wird jedoch übersehen, dass die Beleuchtung insbesondere im professionellen Umfeld auch nach der Umrüstung noch die vorgeschriebenen Normen sowie die gesetzlichen Anforderungen an den Arbeits- und Gesundheitsschutz erfüllen muss. Ändern sich beispielsweise Lichtstrom und Lichtverteilung durch die Retrofitlösung – was häufig der Fall ist – kann es vorkommen, dass die vorgeschriebenen normativen Anforderungen für die Beleuchtung von Arbeitsstätten nicht mehr erfüllt werden. Ein weiterer »Stolperstein« betrifft die Elektrotechnik. Retrofit-Lampen sind oftmals entweder für den Betrieb nur mit induktiven oder nur mit spezifizierten elektronischen Vorschaltgeräten ausgelegt. In der Praxis muss deshalb sichergestellt werden, dass die vorhandenen Vorschaltgeräte kompatibel sind. Dazu kommt die Haftungsproblematik: In der Regel haften Leuchtenhersteller bei einer Umrüstung nur für Bestückungen mit Lampen, die auf dem Typenschild spezifiziert sind. Sind die Retrofit-Lösungen dort nicht expliziert aufgeführt, erlöschen Sicherheitszeichen wie ENEC oder VDE – genau wie die Produkthaftung durch den Hersteller. Kurz: Richtig durchgeführt ist eine Retrofit-Umrüstung häufig mit mehr Aufwand verbunden, als erwartet – und ein zufriedenstellendes Ergebnis nicht immer sichergestellt.

Wissen, was geht (und was nicht)
Eine detaillierte Bewertung des bestehenden Leuchtensystems vor Ort hilft dabei, Machbarkeit, Aufwand und Kosten der verschiedenen Modernisierungsoptionen im Vorfeld besser abzuschätzen. Ein wichtiges Kriterium ist der Zustand des Bestandssystems in elektrischer, thermischer und mechanischer Sicht. Wird in Betracht gezogen, die bestehenden Fassungen und Leitungen weiter zu nutzen und lediglich die veralteten Leuchtmittel gegen LED-Lampen auszutauschen, sollten klassische Schwachstellen wie Kunststoffe auf Alterung geprüft werden, sowie die Dichtheit der Leuchten gegenüber Stäuben und Feuchtigkeit. Außerdem lohnt sich ein Blick auf die Lebensdauer der Vorschaltgeräte, die in vielen Beleuchtungsanlagen bereits erreicht oder überschritten wurde, sowie die Frage nach der langfristigen Versorgung mit Ersatzteilen, die durch die kommenden Lampenverbote schwieriger wird. Bei der Retrofit-Bestückung eines Bestandssystems mit bedenklichem Gesamtzustand besteht die Gefahr, dass Betreiber in eine veraltete Lösung mit einem hohen kontinuierlichen Reparaturbedarf investieren. Was im Detail vor einer Umstellung auf Retrofitlampen beachtet werden sollte, hat TRILUX in einer Retrofit-Checkliste zusammengefasst, zu finden unter www.trilux.de/blog.
1:1-Ersatz oder Neuplanung?
Bei einer LED-Modernisierung im 1:1-Austausch werden nicht nur die Lampen wie bei einer Retrofit-Lösung, sondern die kompletten Leuchten der Bestandsanlage direkt gegen LED-Leuchten mit nachweislich passenden Lichtströmen und Abstrahlcharakteristiken ausgetauscht. Das hält den Sanierungsaufwand gering, insbesondere, wenn die bestehenden Montagepunkte, Einbauöffnungen und Leitungsauslässe genutzt werden können. So ist eine Umrüstung vor Ort in der Regel in wenigen Stunden mit nur kurzen Betriebsunterbrechungen erledigt – und sorgt in der Regel für eine signifikant verbesserte Lichtqualität. Neuplanungen sind im Vergleich dazu zwar aufwändiger, bieten jedoch eine Vielzahl weiterer Vorteile, beispielsweise die Möglichkeit, das gesamte Beleuchtungssystem neu zu konzipieren und optimal an die Anforderungen der neuen Arbeitswelten anzupassen. Bei Büroimmobilien gewinnt die Flexibilisierung der Raumnutzung durch ortsveränderliche vernetzte Steh- und Tischleuchten zunehmend an Bedeutung. Das verändert auch die Rolle der fest installierten Leuchten, die vermehrt zur Strukturierung und Inszenierung der Räume eingesetzt werden.
Lichtmanagement als Auswahlkriterium
Eines der stärksten Argumente für eine »echte« LED-Modernisierung, – also ein 1:1 Austausch bzw. eine Neuplanung – ist Lichtmanagement. Im Gegensatz zu Retrofit-Lösungen ermöglichen LED-Leuchten eine einfache und sichere Einbindung in moderne Lichtmanagementsysteme sowie eine präzise Regelung und Steuerung. Durch eine tageslichtabhängige Regelung mit Präsenzerfassung lassen sich die Betriebskosten noch einmal um rund 50 Prozent senken, im Vergleich zu einer ungeregelten LED-Lösung. Die Lichtsteuerung ermöglicht es zudem, die Beleuchtung bei wechselnden Aufgaben flexibel an die Rahmenbedingungen vor Ort sowie an die individuellen Bedürfnisse der Nutzer anzupassen. Das wird insbesondere durch die neue DIN EN 12464-1 wichtig, die statt einer fixen, normativ vorgeschriebenen Beleuchtungsstärke einen flexiblen »Beleuchtungskorridor« fordert, durch den die Nutzer die Beleuchtungsstärke an ihre Bedürfnisse anpassen können. Deshalb sollte Lichtmanagement bei Modernisierungen unbedingt mit angedacht werden. Dank »schlüsselfertiger« und perfekt aufeinander abgestimmter Plug and Play-Lösungen sind Vernetzung, Konfiguration, Steuerung und Überwachung mittlerweile einfach und sicher umgesetzt. Selbst fehlende DALI-Steuerleitungen – ein Klassiker bei Modernisierungsprojekten – sind kein Hindernis. Das Beleuchtungsnetzwerk lässt sich auch als Infrastruktur für schlüsselfertige IoT-Module nutzen, ideal um smarte Bausteine schnell und sicher über standardisierte Schnittstellen in das System zu integrieren. Bereits in vielen Projekten eingesetzt werden beispielsweise Sensoriken zur Messung der Luftqualität, Systeme zur Zugangskontrolle, Kameras, Lautsprecher etc. »Eine Beleuchtungsmodernisierung mit Retrofit-Lösungen erschließt zwar Effizienzpotenziale, bietet aber keine Zukunftssicherheit«, erklärt Diplom-Physiker Arno Eversmeyer, Mitarbeiter der Lighting Applications bei TRILUX. »Häufig ist es deshalb sinnvoller, direkt in ein echtes LED-System zu investieren – entweder gleich als ’smarte Vollversion‘, oder als kostengünstigere Variante, die sich ggf. später aufrüsten lässt«, so Eversmeyer.
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Aktuelles Fachwissen zum Thema und herstellerneutrale Zertifikatskurse: TRILUX Akademie, www.trilux-akademie.com