Planung
Licht 1 | 2022

Behutsam beleuchtet

Neues Licht im Rahmen einer Kirchensanierung

Klare Geometrien, Beton und Mauerwerk prägen den Innenraum der Kirche St. Josef in Karlsfeld bei München. Das in den 1960er Jahren erbaute Gotteshaus erhielt im Zuge einer Sanierung der Räumlichkeiten auch eine neue Beleuchtung. Diese hebt nun die Materialität stärker hervor, verschafft aber auch dem bis dato düsteren und schweren Raum mehr Leichtigkeit und Lebendigkeit.

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Abb.: Ein wichtiges Element der Kirche ist das umlaufende Relief mit den Kreuzgangdarstellungen. Durch die direkte Beleuchtung über die Downlights wirken die Motive plastischer. Weitere Spots sind auf den Altar und das Taufbecken gerichtet. Holger Albrich

Die Pfarrei St. Josef in Karlsfeld bei München hat ihren Ursprung in der Flüchtlings- und Vertriebenenseelsorge nach dem Zweiten Weltkrieg. 1963 begannen die Planungen für die neue Kirche St. Josef, die im Juli 1967 eingeweiht wurde. Eine im Jahr 2020 vom Karlsfelder Heimatmuseum gestiftete Tafel weist auf die wechselvolle Geschichte. Dort heißt es: »Zum Gedenken an den Vorläufer dieses Gotteshauses, die erste bayerische Flüchtlingskirche St. Josef, errichtet vom Geistlichen Rat Erich Goldammer. Sie stand von 1949 bis 1967 inmitten der BMW-Wohnsiedlung, die 1957 den Namen Gerberau erhielt.«

Im Zuge einer Sanierung der Innenräume stand auch eine neue Beleuchtung im Fokus, die die Materialien und den Raum besser zur Geltung bringen und auf verschiedene Anlässe flexibel reagieren sollte.
Der Kirchenraum besticht durch seine architektonische Klarheit und die reizvolle Materialität. Charakteristisch hierfür sind die vorherrschenden Baumaterialien Beton und Klinkersteine. Im Inneren werden andere Steine verwendet als außen. Besonders beruhigend wirken das sandige Weiche, die kleinen Farbunterschiede und das aus optischen Gründen erzeugte Fugenbild, das die Wand nochmals aufgliedert.

Abb.: Der Innenraum wird über eine Direkt/Indirekt-Beleuchtung illuminiert. Der Direktanteil der Pendelleuchten beleuchtet die Bankreihen, der Indirektanteil die Beton-Kassettendecke. Auch die Orgel wird über Spotbeleuchtung ins richtige Licht gerückt. Holger Albrich

Licht im Kontext der Architektur

Die Decke der Kirche wurde kassettenartig aus Sichtbeton gearbeitet. Trotz der fünf mal fünf Meter großen Lichtkuppel in der Deckenmitte (seit 2002 mit einer Glaspyramide darüber) und der Glasfront im unteren Teil der Rückseite, macht der Raum einen etwas düsteren Gesamteindruck. Die künstliche Beleuchtung sollte daher das Tageslicht ergänzen, mehr Leichtigkeit und Lebendigkeit in die Innenräume bringen und die Materialität hervorheben. Mit der Lichtplanung wurde das Münchner Büro Beckert & Soanca-Pollak beauftragt.

Zwei Stromschienenrahmen wurden mit 10 cm Abstand an der Decke montiert. Diese sind mit Pendelleuchten und mit Downlights bestückt. Der Direktanteil der Pendelleuchten beleuchtet die Bankreihen und ermöglicht einen guten Lesekomfort, ohne zu blenden. Der Indirektanteil illuminiert die Beton-Kassettendecke auf sanfte Weise.

Ein wichtiges Element der Kirche ist das umlaufende Relief mit den Kreuzgangdarstellungen. Durch die direkte Beleuchtung über die Downlights wirken die Motive plastisch und lebendig. Weitere Spots sind auf den Altar und das Taufbecken gerichtet. Die Lichtplanung sollte auch flexible Lichtstimmungen für verschiedene Anlässe, wie Festtagsgottesdienste und Andachten ermöglichen. Über eine Bus-Steuerung lassen sich verschiedene voreingestellte Lichtszenen abrufen.

Die Sichtbetonflächen erhalten durch die neu geplante Beleuchtung eine warme und lebendige Ausstrahlung. Im gesamten Kirchenraum entsteht nun ein Gefühl der Nähe und Geborgenheit, das auch für mehr Kontemplation und Ruhe sorgt.

Holger Albrich
Abb.: Die Lichtplanung ermöglicht flexible Lichtstimmungen für verschiedene Anlässe, wie Festtagsgottesdienste (links) und Stille Andachten (rechts). Über eine Bus-Steuerung lassen sich verschiedene voreingestellte Lichtszenen abrufen. Holger Albrich

Weitere Informationen:

Projektzeitraum: 2020/2021

Architektur: Olufemi Moser Architekten, München, www.olufemimoser.de

Lichtplanung: Beckert & Soanca-Pollak GmbH, München, www.beckertsoancapollak.de

Fotos: Holger Albrich

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